Tabuthema

Inkontinenz gut behandelbar

Blasenschwäche oder Inkontinenz ist vor allem für Männer oftmals ein Tabuthema, das sie beim Arztbesuch nicht ansprechen. Ein Fehler, meinen Urologen anlässlich einer Konferenz in Wien. Denn das Problem wäre gut behandelbar – etwa mit Botox oder Implantaten.

Von Blasenschwäche oder Inkontinenz ist jeder fünfte Mensch im Laufe seines Lebens betroffen. Viele, vor allem aber Männer, leiden stumm vor sich hin, statt das Problem beim Arzt anzusprechen. Der psychische Leidensdruck wird dabei immer größer, und nimmt bisweilen drastische Formen an, erklärt der Urologe Wilhelm Hübner, Koordinator des Fachbeirats im Inkontinenz-Zentrum an der Privatklinik Confraternität und wissenschaftlicher Leiter eines internationalen Inkontinenz- Kongresses der International Continence Society, die ab 7. September im Austria Center Vienna stattfindet.

Inkontinenz nach Prostata-OP

Manche Männer würden sich etwa weigern, nach einer Krebsdiagnose einen Prostataeingriff vornehmen zu lassen, weil sie Angst vor der Nebenwirkung, der Inkontinenz haben. Dabei vergeht die Inkontinenz meist wieder, wenn die Wunde verheilt ist. Doch bei bis zu 15 Prozent eben nicht, sie müssen dauerhaft Einlagen oder Windeln tragen.

Eigentlich könnte das Problem aber auch hier leicht behoben werden, wenn „Mann“ sich nur an einen Arzt wenden würde, so Hübner: „Wenn man ein halbes Jahr nach der Prostata-OP immer noch zwei, drei Einlagen braucht, dann ist es an der Zeit, etwas zu unternehmen."

Psychischer Leidensdruck hoch

Mit Implantaten wird der Blasenschließmuskel wieder reguliert. Doch viele Männer nähmen oft jahrelang körperliche und psychische Leiden auf sich, so Hübner. Er berichtet von Menschen, die sich aus Scham isolieren oder gar suizidgefährdet seien. Wilhelm Hübner kritisiert, dass Allgemeinärzte zu wenig nach diesem Thema fragen, und auf der anderen Seite die Patienten solche Beschwerden aus Scham oft nicht von selbst ansprechen.

Von Botox bis zum Implantat

Für Blasen- und Inkontinenzprobleme gibt es verschiedene Behandlungsformen, alle sind laut Hübner von den Kassen abgedeckt. bei Patienten mit Dranginkontinenz, also einem starken plötzlichen Harndrang, könne etwa Botox helfen, so Hübner: “Botox kann in der Blase das Gleiche wie im Gesicht, nämlich Muskeln entspannen. Vor allem Patienten, die aus Altersgründen an Inkontinenz leiden, kann man auf diese Weise gut behandeln."

Bei leichteren Fällen können Medikamente Abhilfe schaffen, wenn man etwa eine Reise antritt. Die altersbedingte Inkontinenz tritt bei Männern am häufigsten ab 60 bis 70 Jahren auf. Wilhelm Hübner rät Männern, ab dem Alter von 50 Jahren einmal jährlich zur Vorsorge zum Urologen zu gehen. Dann ließen sich auch Veränderungen früh feststellen und gegebenenfalls korrigieren, wie etwa eine gutartige Prostatavergrößerung.