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candy1812 – stock.adobe.com
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Artenvielfalt

Seltenes Mähen fördert nützliche Insekten

Werden Wiesen nur zweimal im Jahr gemäht, kommt das vor allem nützlichen Insekten wie Wildbienen, Schmetterlingen und Wanzen zugute. Das zeigt eine neue Studie, die darin gerade in Städten großes Potenzial für die Förderung der Artenvielfalt sieht.

„Überraschend ist, dass der Anteil der Schadinsekten wie Mücken oder Wurzelschädlinge nicht signifikant zunimmt“, sagt der Biologe Jens Rolff von der Freien Universität (FU) Berlin über die Ergebnisse der Studie, die kürzlich im Fachjournal „Urban Forestry and Urban Greening“ veröffentlicht wurde.

Städte und private Einrichtungen können demzufolge die Artenvielfalt auf ihren Grünflächen deutlich fördern, in dem sie Grünflächen nur zweimal jährlich mähen. „Allein in Berlin machen öffentliche Grünflächen rund 30 Prozent der Fläche aus und bieten damit ein großes Potenzial für die Förderung der biologischen Vielfalt. Dazu kommen private Gärten“, so Rolff.

Mehr Vielfalt – weniger schädliche Beutegreifer

Dass Schadinsekten sich nicht so stark ausbreiten, wenn die Vielfalt zunimmt, sei möglicherweise mit der steigenden Zahl der Beutegreifer wie etwa räuberischer Käfer, Wespen und Spinnen zu erklären. „Dadurch können bestimmte Insekten, die in verarmten Lebensräumen sehr hohe Zahlen erreichen, nicht so überhand nehmen“, sagt Rolff. Hier seien noch weitere Forschungen nötig.

„Auf kleinen Flächen kann man sich an den Bedürfnissen einzelner Arten orientieren – so brauchen zum Beispiel einige Schmetterlinge oder stengelbrütende Wildbienen Vegetation, die auch im Winter stehen bleibt“, ergänzt Sophie Lokatis, ebenfalls von der FU Berlin.

Vierzigfache Zunahme der Insektenmenge

Eine großflächige Reduktion der Mahd werde zum Beispiel auf den Flächen der Freien Universität im Rahmen des Projekts „Blühender Campus“ umgesetzt. Dort hat Anja Proske, Erstautorin der Studie, auf einigen Flächen eine bis zu vierzigfache Zunahme der Insektenmenge nachgewiesen – nach nur zwei Jahren.

Projekt „Blühender Campus“, FU Berlin
Blühender Campus

Die Tatsache, dass die Artenvielfalt auf selten gemähten Grünflächen deutlich höher ist als auf stärker bearbeiteten Flächen, ist laut Rolff nicht neu. Das hätten bereits zuvor Untersuchungen gezeigt. Allerdings konzentrierten sich die meisten Studien auf ein oder zwei Standorte.

Die Forscherinnen und Forscher der Freien Universität Berlin haben in ihrer Metaanalyse 26 Studien aus verschiedenen Ländern Nordamerikas und Europas verglichen. „Diese umfangreiche Analyse zeigt, dass der Einfluss der seltenen Mahd ein wichtiger Effekt ist, und gibt dem Ganzen eine ganz andere Evidenz“, so der Wissenschaftler.