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nicolas.V – stock.adobe.com
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Nervensystem

Ähnlichkeit zwischen Seeanemone und Mensch

Die Nervensysteme von Seeanemonen und Menschen werden durch die selben Fertigungsabläufe hergestellt, berichtet ein Wiener Forschungsteam. Anders als bei Menschen können beschädigte Nervenzellen bei Seeanemonen aber lebenslang ausgebessert werden.

Ein Team um Ulrich Technau und Julia Steger vom Department für Neurowissenschaften und Entwicklungsbiologie der Universität Wien untersuchte bei allen Zellen der Seeanemone Nematostella vectensis gleichzeitig, welche Gene dort gerade aktiv sind. Nematostella vectensis ist eine Art, die im Nordatlantik vorkommt.

„So konnte der molekulare Fingerabdruck jeder einzelnen Zelle ermittelt werden“, erklärt Steger. Die Studie wurde im Fachjournal „Cell Reports“ veröffentlicht.

Gemeinsame Vorläufer

Überlappende Muster zeugen von Übergangsstadien in der Entwicklung, gut abgrenzbare Muster von fertig geschneiderten Zellen. Dadurch konnte das Forschungsteam die gemeinsamen Vorläufer und Stammzellpopulationen der verschiedenen Gewebetypen identifizieren, heißt es in einer Aussendung der Universität Wien: „Entgegen früherer Annahmen stammen die Nerven-, Drüsen- und Nesselzellen von gemeinsamen Vorläufern ab, was durch genetische Markierungen in lebenden Tieren verifiziert wurde.“

Das Gen SoxC sei in all diesen Zellen aktiv, und absolut notwendig, um jene Zelltypen zu schneidern: „Es spielt auch beim Menschen eine wichtige Rolle in der Bildung des Nervensystems“, so Technau. Die wichtigsten regulatorischen Mechanismen der Nervenzellproduktion seien demnach „über das gesamte Tierreich konserviert“.

Seeanemone setzt Mechanismen lebenslang fort

Bei den Nematostella-vectensis-Seeanemonen sind die Abläufe der Nervenzellfertigung beim Embryo und erwachsenen Tier gleich, bei komplexeren Lebewesen wie Menschen kommen sie nur in embryonalen Stadien vor. Das ist womöglich der Grund, warum Seeanemonen im Gegensatz zu Menschen fehlende oder beschädigte Nervenzellen zeitlebens nahtlos ersetzen können.

„Für zukünftige Forschung ergibt sich daraus die Frage, wie die Seeanemone es schafft, diese Mechanismen in kontrollierter Weise bis in den ausgewachsenen Organismus fortzusetzen“, so das Forschungsteam.