Mischwald im Nationalpark Kalkalpen
ÖBf-Archiv/W. Simlinger
ÖBf-Archiv/W. Simlinger

Wälder spielen Schlüsselrolle

Wälder spielen eine bedeutende Rolle in der Bewältigung der Klimakrise und leiden gleichzeitig darunter. Die umfangreichen Herausforderungen können nur gemeistert werden, wenn Forschung, Politik und Gesellschaft besser zusammenarbeiten, so die zentrale Aussage einer internationalen Waldforschungskonferenz, die derzeit in Wien stattfindet.

„Die Anforderungen an die Wälder waren nie so hoch wie heute“, sagte Florian Kraxner vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in seinem Eingangsreferat zur Waldforschungskonferenz der International Union of Forest Research Organizations (IUFRO), die von derzeit in Wien stattfindet.

Einerseits steige die Nachfrage nach Holz als Baumaterial, Brennstoff und Ressource für die Bioökonomie, andererseits soll aufgeforstet werden zur CO2-Speicherung. Wälder und der Waldboden sind wichtig als Filter für die Trinkwasserversorgung, für die Biodiversität, für die Erholung und den Tourismus – vor allem in den immer heißer werdenden Sommern – und nicht zuletzt als Schutz vor Erosion, Lawinen und Murenabgängen.

Fichte steht unter Druck

Es werde erwartet, dass der Wald viele Probleme des Klimawandels lösen hilft, konstatiert Florian Kraxner, der zu Ökosystemdienstleistungen von Wäldern forscht. Wälder sind aber selbst von der Klimaerwärmung betroffen: Hitze und Trockenheit schwächt sie, dadurch haben Schädlinge, Pilzkrankheiten und Brände ein leichtes Spiel. In Österreich gibt es vor allem beim „Brotbaum“ der Forstwirtschaft, der Fichte, in manchen Regionen große Ausfälle.

Und selbst in niederschlagsreichen Regionen wie dem Rax-Schneeberg-Gebiet kam es im Oktober 2021 zu einem Waldbrand, der erst nach 13 Tagen mit 9.000 Einsatzkräften und mit Unterstützung italienischer und deutscher Löschflugzeuge und Hubschrauber gelöscht werden konnte. Geschätzter Schaden: 30 Millionen Euro.

Wald muss „schrittweise umgebaut werden“

Naturgefahren und von Menschen verursachte Gefahren für die Wälder, wie Waldbrände oder Schaden für die Biodiversität, werden zunehmen. Deshalb, so mahnt Florian Kraxner, „müssen wir besser planen und vorausschauen, wo Naturgefahren wie der Borkenkäfer, Waldbrände, Sturm oder andere Extremereignisse dem Wald stark zusetzen können, und wie wir dem entgegenwirken.“ Dabei gehe es darum, Bäume und Baumarten zu wählen, die Hitze und Trockenheit besser aushalten, und den Wald damit schon jetzt für die Veränderungen der nächsten Jahrzehnte schrittweise umzubauen.

Die IUFRO dient als internationales Netzwerk für den Austausch über all diese Herausforderungen und mögliche Lösungen zwischen allen Disziplinen, die mit dem Wald zu tun haben – seien es genetische Ressourcen, Wasser, Waldmanagement, Gesundheit oder Genderfragen.

Wichtig sei aber auch, Forstbesitzer, Gemeinden, Tourismus, Einsatzkräfte und Besucherinnen einzubeziehen, um die Wälder zu schützen, betont Florian Kraxner: „Im Titel der Konferenz ist von Global Collaboration die Rede, also Zusammenarbeit. In den wissenschaftlichen Disziplinen funktioniert das bereits gut. Ich sehe diese Zusammenarbeit aber sehr stark gefordert zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Wir müssen Informationen liefern und die Gesellschaft muss damit umgehen.“

Studie zu Waldbrandrisiken geplant

Florian Kraxner hat deshalb kürzlich ein Forschungsprojekt initiiert, das sich mit der Rolle der Freizeitnutzung und des Tourismus für das Risiko von Waldbränden befasst. Dafür soll für ganz Österreich kartiert werden, welche Gebiete eine hohe Gefahr von Waldbränden haben. Für das Gebiet der Rax wird eine Vertiefungsstudie durchgeführt werden, welche Rolle Waldbesucher und Waldbesucherinnen und der Tourismus spielen, denn der Großteil der Waldbrände in Österreich würden durch Menschen verursacht.

„Wir müssen schon den Schulkindern beibringen, wie man sich in einem hoch biodiversen Wald oder in einem sehr brandgefährdeten Wald verhält. Das ist lokal spezifisch“, so Kraxner. Für die Gemeinden oder Einsatzkräfte sei es wichtig, frühzeitig auf Risiken zu reagieren und Besucher und Besucherinnen zu lenken.

„Einbeziehung der Bevölkerung wichtig“

Die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung sei auch global gesehen wichtig, um Wälder zu schützen oder nachhaltiger zu bewirtschaften, sagt Daniela Kleinschmit, die an der Universität Freiburg die Professur für Forst- und Umweltpolitik innehat. Auch wenn die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien oder Indonesien globale Auswirkungen auf das Klima hat, sei es nicht möglich, mit internationalen Politikinstrumenten einzugreifen.

Anders als beim Treibhausgasausstoß oder dem Schutz der Biodiversität gibt es auf Ebene der Vereinten Nationen keine Konvention für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder. Die IUFRO bemüht sich deshalb um die weltweite Zusammenarbeit in der forstbezogenen Forschung, um das Verständnis für die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekte von Wäldern und Bäumen zu verbessern.