Würste, Speck und Schinken, verarbeitetes Fleisch
golubsergei – stock.adobe.com
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Ernährung

Essen heute kaum gesünder als vor 30 Jahren

Weltweit ernähren sich Menschen heute kaum gesünder als vor 30 Jahren. Zwar werden etwa mehr Hülsenfrüchte und Gemüse gegessen als früher, dafür aber auch mehr ungesunde Lebensmittel – Frauen ernähren sich tendenziell etwas gesünder als Männer, wie eine Studie zeigt.

Im Durchschnitt essen sie demnach etwas mehr Obst, stärkearmes Gemüse wie zum Beispiel Kohl, Gurken oder Tomaten sowie Vollkornprodukte, wie aus einer im Fachmagazin „Nature Food“ veröffentlichten Studie hervorgeht. Den Untersuchungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Victoria Miller von der Tufts University (Boston/USA) zufolge ist der Vorsprung der Frauen in Ländern mit hohem Einkommen sowie in Zentral- und Osteuropa und Zentralasien besonders groß.

Gegenüber 1990 ein kleines Plus

Allgemein betrachtet ernährten sich Menschen heute nicht maßgeblich gesünder als vor 30 Jahren, berichten sie. „Der Verzehr von Hülsenfrüchten und Nüssen sowie stärkearmen Gemüsesorten nahm im Laufe der Zeit zu“, erläutert Miller. „Aber die allgemeinen Verbesserungen in der Qualität der Ernährung wurden durch die vermehrte Aufnahme von ungesunden Lebensmitteln wie rotem oder verarbeitetem Fleisch, zuckergesüßten Getränken und Natrium aufgehoben.“ Natrium steckt unter anderem im Kochsalz.

Auf einer Skala von 0 bis 100, die angibt, wie gut sich die Menschen an empfohlene Ernährungsweisen halten, schnitten die meisten Länder im Jahr 2018 mit einem Wert von rund 40 ab – immerhin 1,5 Punkte höher als im Jahr 1990. Der Wert 0 steht dabei für eine sehr schlechte und 100 für eine sehr gute, ausgewogene Ernährung. Unter den 25 bevölkerungsreichsten Ländern der Welt hätten Brasilien, Mexiko, Ägypten und die USA den niedrigsten Wert; Vietnam, Indien, Iran und Indonesien den höchsten.

185 Länder verglichen

Für ihre Untersuchung hatten die Fachleute Daten von über 1.100 Studien ausgewertet und daraus das Ernährungsverhalten von Menschen aus 185 Ländern zwischen den Jahren 1990 und 2018 herausgearbeitet. Die Studie schließt auch Ernährungsdaten von Kindern und Jugendlichen mit ein, nach Angaben der Expertinnen und Experten eine Neuheit. Sie weisen darauf hin, dass die Ergebnisse ihrer Studie einige Einschränkungen aufweisen, da beispielsweise nicht aus allen Ländern vollständige Daten vorlagen.

Frage von Wohlstand und Bildung

Die Ernährung wird auch von sozioökonomischen Faktoren wie dem Bildungsgrad beeinflusst, berichten die Forscherinnen und Forscher weiter. Besser gebildete Erwachsene und ihre Kinder ernährten sich demnach im Schnitt gesünder. „Im weltweiten Durchschnitt war die Qualität der Ernährung auch bei jüngeren Kindern besser, verschlechterte sich dann aber mit zunehmendem Alter“, erläutert Miller. „Dies deutet darauf hin, dass die frühe Kindheit ein wichtiger Zeitpunkt für Interventionsstrategien ist, um die Entwicklung gesunder Lebensmittelvorlieben zu fördern.“

Schlechte Ernährung ist nach Angaben des Forscherteams eine der Hauptursachen für Krankheiten. Sie sei für schätzungsweise 26 Prozent aller vermeidbaren Todesfälle verantwortlich.