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deagreez – stock.adobe.com
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Beziehungen

Wer selbst genervt ist, findet Partner nervig

Stress im Alltag kann dazu führen, dass einem negative Verhaltensweisen des Partners bzw. der Partnerin besonders stark auffallen, während positive Seiten scheinbar verblassen. Das zeigt eine neue Studie.

Belastungen gibt es zuhauf – von den Auswirkungen der Pandemie bis zu den aktuellen Teuerungen. Wenn dann noch Stress in der Arbeit und persönliche Probleme hinzukommen, kann das nicht nur die eigene Laune, sondern auch die Beziehungen zu anderen Menschen beeinflussen.

Dass schwierige Lebensumstände sich darauf auswirken können, wie Paare miteinander umgehen, haben schon frühere Studien gezeigt: So wird etwa Stress, der seinen Ursprung außerhalb der Beziehung hat, häufig auf die Beziehung übertragen – was dazu führt, dass die Zufriedenheit mit der Beziehung sinkt.

Stress außerhalb der Beziehung kann aber auch dazu führen, dass negative Handlungen des Partners bzw. der Partnerin stärker wahrgenommen werden, wie etwa Rücksichtslosigkeit, schlechte Laune, Unzuverlässigkeit und Ungeduld. Das zeigt die Studie eines US-Forschungsteams, die nun im Fachjournal „Social Psychological and Personality Science“ veröffentlicht wurde.

Die Menge macht’s

Knapp 80 heterosexuelle, frisch verheiratete Paare füllten für die Studie zehn Tage lang jeden Abend einen Fragebogen aus. Darin dokumentierten sie sowohl ihr eigenes Verhalten als auch das ihres Partners bzw. ihrer Partnerin. Davor füllten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Fragebogen aus, in dem sie über belastende Ereignisse in ihrem Leben berichteten.

„Personen, die von stressigen Lebensereignissen außerhalb ihrer Beziehung berichteten, wie beispielsweise von Problemen am Arbeitsplatz, fiel häufiger auf, wenn ihr Partner sich rücksichtslos verhält“, sagt Studienautorin Lisa Neff von der Universität Texas in Austin.

Ein einziger stressbeladener Tag reiche freilich nicht aus, um die Aufmerksamkeit auf das negative Verhalten des Partners zu lenken. Halten schwierige Lebensumstände aber länger an, könne dies „eine Verschiebung des Fokus“ bewirken. Nervende Verhaltensweisen, die sonst übersehen werden, rücken dann in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit – auch wenn der geliebte Mensch mit den Stressursachen gar nichts zu tun hat.

Positive Seiten verblassen nicht vollständig

Dass die Ergebnisse sogar in einer Stichprobe von Frischvermählten so deutlich waren, zeige, wie stark die Auswirkungen von Stress sein können, so Neff, denn: „Während die Flitterwochenphase anhält, konzentrieren sich Paare normalerweise besonders stark auf das positive Verhalten des anderen und übersehen negative Seiten“, wie auch eine frühere Studie zeigt. In weiterer Folge soll der Effekt nun auch bei Paaren, die bereits länger verheiratet sind, untersucht werden.

„Für viele Menschen waren die letzten Jahre schwierig – und der Stress der Pandemie wirkt noch nach“, sagt Neff. Lenke der Stress die Aufmerksamkeit auf negatives Verhalten des Partners bzw. der Partnerin, könne dies die Beziehung zusätzlich belasten. Doch auch wenn Menschen, die unter Stress stehen, verstärkt auf nervende Eigenschaften achten, so deuten die Forschungsergebnisse darauf hin, dass das positive Verhalten des Gegenübers zumindest wahrgenommen wird.