drei übergewichtige Chinesen stehen in einem Swimmingpool
Zhang tao – Imaginechina
Zhang tao – Imaginechina
Bewusst gesund

Fettleibigkeit als Krankheit anerkennen

Übergewichtige Menschen werden oft diskriminiert und leiden unter Folgekrankheiten, die das Gesundheitssystem belasten. Die Österreichische Adipositas Allianz fordert ein Umdenken im Umgang mit Übergewicht. Extreme Formen sollten als chronische Krankheit anerkannt werden.

In Österreich sind 13 Prozent der Männer und elf Prozent der Frauen fettleibig, also adipös. Die Tendenz ist steigend. Mit dem Körpergewicht kommen auch zahlreiche Nachteile im Alltagsleben daher, warnt Johanna Brix, Sprecherin der im Juni gegründeten Österreichischen Adipositas Allianz. Sie setzt sich für Früherkennung, Prävention, Therapie und respektvolle Haltung gegenüber Betroffenen ein.

ORF-Schwerpunkt „bewusst gesund“

„bewusst gesund – Risiko Übergewicht“ – diesem Motto widmet sich der „bewusst gesund“- Schwerpunkt des ORF von 24. September bis 1.Oktober.

Menschen mit starkem Übergewicht finden nicht so leicht einen Job und werden wegen ihres Aussehens oft schief angesehen. Dick sein ist ein Stigma, viele leiden psychisch darunter. Und sie gehen nur ungern zum Arzt, weil jegliche Probleme auf ihr Übergewicht geschoben werden, berichtet Johanna Brix. “Das Vorurteil ist, dass man selber schuld ist, und dass man, wenn man sich nur mehr bemühen würde, wenn man nicht so willensschwach wäre und sich mehr bewegen täte, all diese Probleme nicht hätte“, so lautet ihre Erfahrung mit übergewichtigen Patienten und Patientinnen.

Nicht immer selbst verschuldet

Schlechte Ernährung ist zwar ein Hauptgrund für Adipositas, daneben spielen aber genetische Faktoren eine Rolle, oder auch Nachtarbeit, wenig Schlaf, Stress oder Medikamenteneinnahme. Wer einmal adipös gewesen ist, bekomme das Problem kaum selbst in den Griff, erklärt Johanna Brix: „Weil der Körper immer versuchen wird, das einmal erreichte Gewicht wieder zu erlangen“. Grund seien Hormone im Hirn, sie steuern das Sättigungsgefühl.

Chronische Krankheit

Adipositas beginnt bei einem Body-Mass-Index von über 30. Die Weltgesundheitsorganisation hat Adipositas bereits im Jahr 2000 als chronische Krankheit anerkannt, Österreich hat das nicht umgesetzt, anders als etwa Deutschland.

Zwar übernehmen die Krankenkassen schon jetzt Magenverkleinerungen, es brauche jedoch mehr als das, so Brix. Sie wünscht sich, dass auch histologische Beratung, psychologische Betreuung, Bewegungstherapie und bestimmte Medikamente von den Kassen übernommen werden.

Hohe Kosten durch Folgekrankheiten

Eine frühzeitige Behandlung würde das Gesundheitssystem finanziell auch entlasten, denn Adipositas ist eine Krankheit, die mehr als 50 Folgeerkrankungen nach sich zieht, zum Beispiel Arteriosklerose, Insulinresistenz, Diabetes oder eine Fettleber.

Als Prävention empfiehlt die Allianz, die tägliche Turnstunde für Kinder und Jugendliche zu verwirklichen und mehr Kompetenz im Umgang mit Nahrungsmitteln zu vermitteln. Die Lebensmittelindustrie sei eine sehr starke Lobby, und auch für Erwachsene sei es nicht einfach, sich im Supermarkt zwischen gesunden und ungesunden Lebensmitteln zurechtzufinden.