Massengrab aus der Schlacht von Himera im Jahr 409 v. u. Z.
Stefano Vassallo, Soprintendenza Archeologica di Palermo
Stefano Vassallo, Soprintendenza Archeologica di Palermo
Antike

Weitgereiste Söldner kämpften in Sizilien

Nur mit der Unterstützung von Söldnern, die von weit außerhalb des Mittelmeer-Raums angereist waren, konnten die antiken Griechen im Jahr 480 v. Chr. ihre Siedlung Himera in Sizilien gegen angreifende Karthager verteidigen. Das zeigt eine Studie mit Beteiligung der Uni Wien.

Als die lokale Bevölkerung 71 Jahre später auf sich allein gestellt war, unterlag sie: Himera wurde zerstört und verlassen. Die Studie ist im Fachjournal „PNAS“ erschienen. Ein Team um den Anthropologen Ron Pinhasi vom Department für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien und David Reich von der Harvard Medical School in Boston sequenzierte altes Erbgut von Individuen, die damals in Himera und Umgebung begraben wurden.

16 davon waren in „geordneten, kleineren“ Massengräbern bestattet und laut Archäologen Gefallene der siegreichen griechischen Armee aus der ersten Schlacht. Fünf stammten aus einem großen, dicht gepackten Massengrab, wo wahrscheinlich die Überlebenden des späteren Angriffs ihre Opfer hastig unter die Erde gebracht haben, bevor sie die Stadt aufgaben.

Kampfverletzungen an Skeletten sichtbar

„Es handelte sich meist um Männer jungen bis mittleren Alters, einige von ihnen hatten typische Kampfverletzungen, oder Pfeilspitzen in ihren Skeletten stecken“, so die Forscher in einer Aussendung der Uni Wien. Außerdem untersuchten sie das Erbgut von zwölf Menschen aus der damaligen Zivilbevölkerung.

Massengrab aus der Schlacht von Himera im Jahr 409 v. u. Z.
Stefano Vassallo, Soprintendenza Archeologica di Palermo
Massengrab aus der Schlacht von Himera im Jahr 409 v. u. Z.

In der ersten Schlacht verteidigte ein Bündnis von Soldaten aus drei griechischen Städten in Sizilien, nämlich Himera, Syrakus und Agrigento, die Siedlung gegen die Karthager. Die Opfer jener Schlacht in den „kleineren Massengräbern“ zeigten eine große genetische Vielfalt, die sogar jene der Zivilbevölkerung von Himera übertraf, schreiben die Forscher: „Viele Individuen stammten von weit außerhalb des Mittelmeerraums ab, etwa aus dem Kaukasus, Nordosteuropa und der eurasischen Steppe – einer Region, die in der Antike als Skythien bekannt war.“

Einheimische verloren Schlacht 70 Jahre später

„Die Hälfte dieser Soldaten stammten nicht aus der Gegend“, so Pinhasi gegenüber der APA. Sie waren offensichtlich als Söldner nach Sizilien gekommen, denn ihr Erbgut zeugt nicht nur von ferner Abstammung, sondern laut Isotopenanalyse waren sie auch nicht auf der Insel aufgewachsen. Dabei untersucht man Varianten von Elementen wie Sauerstoff und Strontium, die von den Menschen mit der Nahrung und dem Trinken aufgenommen werden, und in Knochen sowie Zähne eingebaut werden. Sie geben Aufschluss darüber, wo jemand herangewachsen ist.

Bei der zweiten Schlacht gut sieben Jahrzehnte später waren die Himeraner auf sich alleine gestellt und wurden vernichtend geschlagen. „Weder Isotope noch Genetik deuten auf eine fremde Herkunft der Gefallenen hin und zeigten stattdessen ihre tiefen einheimischen Wurzeln“, so die Forscher: „Sie waren Nachkommen indigener Sizilianer und Migranten aus der Ägäis.“ Auch die Zivilpersonen waren lokaler Abstammung.

„Die Fallstudie beleuchtet demnach die antike Kriegsführung als Mechanismus für kulturellen Kontakt und positioniert Soldaten, insbesondere Söldner, als Überbringer von Ideen, Technologien, Sprachen und Genen über große Entfernungen“, so Pinhasi.