Studie

Gemischte Bilanz bei Inklusion von Roma

In Österreich gibt es seit über einem Jahrzehnt eine Nationale Strategie zur Inklusion von Roma und Romnja in die Gesellschaft. Wiener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben diese Strategie nun evaluiert: Die Bilanz ist gemischt – die in Österreich „tief verwurzelte Diskriminierung“ sei jedenfalls nicht zurückgegangen.

Auf manchen Ebenen funktioniert die Vernetzung und der Austausch zwischen Roma und der Mehrheitsgesellschaft mittlerweile besser. Allerdings sind auch innerhalb der Roma und Romnja manche Gruppen stimmenstärker als andere. Und niederschwellige Angebote für Kinder und Jugendliche sollten stärker gefördert werden, so das Fazit der Studie.

Die Europäische Union hat die Mitgliedsländer verpflichtet, eine Nationale Strategie zur Inklusion umzusetzen. Österreich implementierte eine solche Strategie vor elf Jahren. Auch eine Evaluierung dieser Strategie gehörte zu der EU- Richtlinie – und die wurde jetzt von einem Team rund um den Wiener Soziologen Christoph Reinprecht umgesetzt.

Eine wichtige Voraussetzung, damit die Roma und Romnja in Österreich gut leben können, habe sich leider nicht geändert, so Reinprecht: „In den vergangenen zehn Jahren ist die tief verwurzelte Fremdenfeindlichkeit, die Diskriminierung gegen Romnja nicht zurückgegangen“.

Vorurteile wirken sich konkret im Alltag aus

Roma und Romnja sind Angehörige verschiedener ethnischer Gruppen, neben Roma etwa auch Sinti und Lovara, und gegen sie gibt es tief sitzende Vorurteile in der Gesellschaft: Familien finden wegen rassistischer Vorurteile schwieriger Wohnungen, Kinder machen schlechtere Schulabschlüsse, was die ohnehin schwierige Jobsuche noch erschwert.

Die Nationale Strategie zur Inklusion soll die Roma und Romnja vom Rand in die Mitte der Gesellschaft holen. Sie soll Maßnahmen zu setzen, um die Situation der Menschen am Arbeitsmarkt zu unterstützen oder die Zivilgesellschaft der Romnja zu stärken. Im Speziellen sind das Vereine und Gruppierungen, die sich selbst organisieren, um die eigenen Interessen zu vertreten.

Vernetzung positiv bewertet

Dafür sei eine Dialogplattform geschaffen worden, diese funktioniere sehr gut, so Christoph Reinprecht: „Hier treffen sich die Vereine und Initiativen mit den Angehörigen der Verwaltung, der Einrichtung, der Ministerien, der Bildungsdirektion – man könnte sagen, der Dominanzgesellschaft“. Mehrmals im Jahr finden Treffen statt, hier tauscht man sich zu Themen und Problembereichen aus.

Allerdings sind hier nicht alle Roma und Romnja gleich vertreten. Vereine haben eine bessere Möglichkeit, teilzunehmen als Einzelpersonen. Generell seien die Wiener und Burgenländer am stärksten vertreten, da die Volksgruppe der Roma hier die meisten Angehörigen und Communitys hat. Die Strategie zur Inklusion richte sich aber auch an jene im Westen des Landes, diese seien jedoch kaum bei der Dialogplattform vertreten. Auch Frauen, zugewanderte Personen oder die junge Generation habe kaum Möglichkeiten, ihre Interessen zu artikulieren. Hier empfehlen die Studienautorinnen eine niederschwelligere Teilhabemöglichkeit für alle Roma und Romnja.

Unterstützung für Kinder ausbaufähig

Reinprecht empfiehlt, Maßnahmen gegen Diskriminierung und Rassismus weiter auszubauen. Und auch in die niederschwelligen Angebote wie Lernhilfe für Kinder und Schulmediation müsse mehr investiert werden. „Diese Maßnahmen, die man mit geringem finanziellen Aufwand auf Dauer sicher stellen könnte, die sind finanziell so schlecht abgesichert, dass die Vereine und Organisationen Jahr für Jahr bangen müssen, dass sie die Mittel bekommen.“

Die Evaluierung habe gezeigt, dass gerade solche Angebote äußerst effektiv seien. In den letzten Jahren sei auch die Zahl der Roma und Romnja mit Universitätsabschlüssen in Österreich gestiegen, so Christoph Reinprecht, genaue Daten liegen allerdings nicht vor.