Abwasser in Kläranlage
APA/HERBERT-PFARRHOFER
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Mehr Virus, weniger Monitoring

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus geht weiter nach oben. Genauer ablesen kann man die tatsächliche Ausbreitung am Abwassermonitoring, das in ganz Österreich durchgeführt wird. Doch diese Daten sind nach Einschätzung von Experten nicht mehr so aussagekräftig wie früher, weil die Zahl der Messstellen reduziert wurde.

Die Kurve geht steil nach oben: etwa in Kärnten, in Oberösterreich und in Wien. Doch sehen kann man den Anstieg der Viruskonzentration im Abwasser praktisch in allen Bundesländern, sagt der Mikrobiologe Heribert Insam von der Universität Innsbruck. Man wisse, dass das Abwassersignal sehr früh einen Anstieg der Virusbelastung in der Bevölkerung anzeigt, und dass die Virusbelastung in den Individualtests jeweils etwa eine Woche hinterherhinkt – sofern die Testmodalitäten gleich bleiben.

Weniger Tests, weniger Monitoring

Doch die Anzahl der Personen, die sich testen lassen, ist in der Zwischenzeit deutlich gesunken – das Gesamtbild entspricht deshalb weniger dem tatsächlichen Virusgeschehen. Beim Abwasser-Monitoring existiert diese Verfälschung nicht. Eigentlich nicht. Denn auch hier gab es Änderungen: die Zahl der Messungen wurde reduziert, sagt Insam.

Aktuelle Grafik zum Abwasser-Monitoring
Abwassermonitoring Österreich

Über das Schulstandort-Monitoring gab es in der Vergangenheit 120 Anlagen in ganz Österreich im Messprogramm. Doch dieses Programm ist Ende August ausgelaufen. In das derzeitige nationale Monitoring seien die 25 größten Anlagen Österreichs eingebunden. Ein flächendeckendes Monitoring sei dadurch nicht mehr gegeben, kritisiert der Mikrobiologe.

Einzelne Bundesländer führen eigene erweiterte Messungen durch, jedoch speisen wiederum einige von ihnen ihre Daten nicht in die zur Verfügung gestellte Datenbank ein, auf deren Basis Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für das ganze Land Trends erheben und miteinander vergleichen können, so Insam.

Daten nicht repräsentativ

Zwar kann man im nationalen Abwasser-Dashboard sehr wohl die Kurven für alle Bundesländer erkennen, allerdings stehen dahinter oft nur sehr wenige Messstationen – zu wenige, wie der Mikrobiologe meint: die Daten seien nicht repräsentativ. Sie stellen dar, was in den großen Städten passiert, doch was sich am Land abspielt, in kleineren Ortschaften, werde zumeist nicht dargestellt. Und man wisse aus der Vergangenheit, dass CoV-Wellen durchaus auch von kleineren touristischen Gebieten ausgegangen sind, so etwas werde hier nun nicht öffentlich gemacht.

Der Anstieg der Welle ist da – und er könnte durch Maßnahmen wie Masken und Kontaktreduktion verlangsamt werden, sagt Heribert Insam. Ob das politisch gewollt wird, diese Frage bleibt derzeit unbeantwortet.