Wirtschaft Nobelpreis
© Johan Jarnestad/The Royal Swedish Academy of Sciences
© Johan Jarnestad/The Royal Swedish Academy of Sciences

„Wirtschaftsnobelpreis“ für Forschung zu Finanzkrisen

Mit dem diesjährigen „Wirtschaftsnobelpreis“ werden die drei US-Ökonomen Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig „für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen“ ausgezeichnet. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften heute in Stockholm bekannt.

Die Forschung, für die der ehemalige US-Zentralbank-Chef Bernanke und seine Kollegen gewürdigt werden, sei „entscheidend für nachfolgende Forschungen gewesen, die unser Verständnis von Banken, Bankenregulierung, Bankenkrisen und dem Umgang mit Finanzkrisen verbessert haben“, so das Ko­mi­tee in seiner Begründung.

Bernanke, der aktuell an der Brookings Institution in Washington DC forscht, Diamond von der Universität Chicago und Dybvig von der Washington-Universität haben in den frühen 1980er Jahren die Grundlagen für die moderne Bankenforschung gelegt, heißt es in der Begründung weiter.

Die Arbeit der drei Ökonomen sei von großer praktischer Bedeutung für die Regulierung der Finanzmärkte und die Bewältigung von Finanzkrisen. Ihre Forschung verringere „das Risiko, dass sich Finanzkrisen zu langfristigen Depressionen mit schwerwiegenden Folgen für die Gesellschaft entwickeln“.

Forschung hilft, „teure Rettungsaktionen zu vermeiden“

Bernanke war zwischen 2006 und 2014 Chef der US-Zentralbank Fed. In seine Amtszeit fiel die Finanzkrise nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers im Jahr 2008. Als Forscher habe er sich intensiv mit der „schlimmsten Wirtschaftskrise der jüngeren Geschichte“, der Finanzkrise der 1930er Jahre, beschäftigt.

Diamond und Dybvig wurden für ihre Entwicklung theoretischer Modelle zur Rolle der Banken in der Gesellschaft geehrt. Sie hätten dargelegt, wie „Banken eine optimale Lösung bieten“, um Ersparnisse in Investitionen umzuwandeln, erklärte die Akademie. Zugleich hätten sie aufgezeigt, wie Banken dadurch anfällig für Gerüchte über ihren bevorstehenden Zusammenbruch würden.

„Kurz gesagt, die Theorie besagt, dass Banken sehr nützlich sein können, aber nur dann stabil sind, wenn sie richtig reguliert werden“, sagte der Vorsitzende des Komitees, Tore Ellingsen. Die Erkenntnisse der diesjährigen Preisträger „haben unsere Fähigkeit verbessert, sowohl schwere Krisen als auch teure Rettungsaktionen zu vermeiden“.

Abschluss der diesjährigen Nobelpreise

Der „Nobelpreis“ für Wirtschaftswissenschaften geht nicht direkt auf das Testament des Preisstifters Alfred Nobel zurück. Er wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank in Gedenken an Nobel ins Leben gerufen und wird seit 1969 verliehen. Der Wirtschaftsnobelpreis wird ebenso wie die weiteren Nobelpreise an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, feierlich überreicht.

Bereits in der vergangenen Woche waren die Nobelpreisträgerinnen und -träger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden bekanntgegeben worden. Dotiert sind alle Nobelpreise heuer erneut mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 920.000 Euro).

Auszeichnung 2021 für drei Arbeitsökonomen

Im vergangenen Jahr waren drei Spezialisten auf dem Gebiet der experimentellen Ökonomie geehrt worden. Der US-Kanadier David Card, der US-israelische Forscher Joshua Angrist und der US-Niederländer Guido Imbens hatten zum Arbeitsmarkt geforscht.

Seit der ersten Vergabe des „Wirtschaftsnobelpreises“ war bisher erst ein Österreicher unter den Preisträgern: Der österreichische liberale Ökonom Friedrich August von Hayek erhielt 1974 den Preis gemeinsam mit dem Schweden Gunnar Myrdal für Arbeiten auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie.