Stadtklima

Mehr heiße Tage durch Bebauung und Versiegelung

Anhand von Daten aus Wien und Graz hat ein Projekt der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) untersucht, wie sich unterschiedliche Formen der Landnutzung auf das Stadtklima auswirkt: Bebauung und Versiegelung haben großen Einfluss auf lokale Hitzeinseln.

„Ein Ergebnis unserer Berechnungen war, dass eine Umwandlung von Acker- in Industriefläche zu einem durchschnittlichen Anstieg von ungefähr zwölf Sommertagen pro Jahr führt, also Tagen mit mindestens 25 Grad“, sagte die Stadtklima-Expertin Maja Zuvela-Aloise. Umgekehrt lasse sich mit der Umwandlung von Straßen- in Grünfläche eine Reduktion von durchschnittlich etwa acht Sommertagen pro Jahr erzielen. „Grob gesagt können massive Änderungen der Bebauung die Zahl der Sommertage um ungefähr 20 bis 80 Prozent erhöhen oder senken.“ Grundsätzlich seien die wärmsten Bereiche dicht bebaut, die kühlsten Grätzel enthalten große Grün- und Wasserflächen und die Wärmebelastung ändert sich, wenn die Nutzung verändert wird.

Grundlage für Stadtplanung

Die Angaben stammen aus dem Projekt „Lucretia“ (The role of Land Use Changes on the development of intra-urban heat islands), für das Landnutzungs- und Landbedeckungsdatenquellen in Stadtklimamodelle integriert wurden, um ihren Einfluss auf die Temperaturänderung für Wien und Graz zu bewerten. Es wurde an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) von der Fachabteilung Stadtmodellierung durchgeführt und lief von 2019 bis 2022, finanziert vom Austrian Climate Research Program (ACRP) des Klima- und Energiefonds. Die Analyse der innerstädtischen Temperaturänderungen anhand von historischen Landnutzungsdaten, Computermodellen und Messdaten von privaten Wetterstationen soll eine Grundlage für nachhaltige Stadtplanung zu schaffen.

Offizielle meteorologische Messstationen stehen oft nur in eingeschränkter Anzahl zur Verfügung und können kleinräumige Temperaturextreme nicht ausreichend erfassen, erläuterte Projektleiterin Zuvela-Aloise. Daten von privaten Wetterstationen seien hier eine gute Ergänzung. „Im Projekt ‚Lucretia‘ werteten wir die Daten von einigen hundert privaten Wetterstationen aus. Die qualitätsgeprüften Daten zeigten, dass das dichter bebaute Stadtgebiet wärmer als das Umland ist und bestätigen damit den städtischen Wärmeinseleffekt, der in der Nacht stärker ausgeprägt ist als am Tag.“