Rekordanstieg bei Methan-Emissionen

Die Konzentration von klimaschädlichem Methan in der Atmosphäre ist im Jahr 2021 so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Messungen vor 40 Jahren. Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) erreichte der Anteil im vergangenen Jahr 262 Prozent des Niveaus vor der Industrialisierung. Auch die Konzentrationen von CO2 und Distickstoffoxid erreichten neue Höchststände.

Der Grund für den Anstieg der Methan-Konzentration sei unklar, scheine aber sowohl auf biologische als auch auf vom Menschen verursachte Prozesse zurückzuführen zu sein, erklärte die WMO in einem am Mittwoch vorgestellten Bericht. Die Zahlen unterstrichen „die enorme Herausforderung – und die lebenswichtige Notwendigkeit – dringender Maßnahmen“, um Treibhausgas-Emissionen zu senken und einen weiteren Temperaturanstieg zu verhindern, sagte WMO-Chef Petteri Taalas.

Methan ist der zweitgrößte Verursacher des Klimawandels. Es verbleibt zwar nur etwa zehn Jahre in der Atmosphäre, wirkt sich aber viel stärker auf die Erderwärmung aus als CO2. Die meisten Methan verursachenden Prozesse stehen im Zusammenhang mit fossilen Brennstoffen, Abfällen oder der Landwirtschaft.

Mögliche Rückkopplung

Der Rekordanstieg könnte laut WMO auf einen Rückkopplungseffekt zurückzuführen sein: Wärmere Temperaturen führen dazu, dass organisches Material schneller zersetzt wird. „Wenn also tropische Feuchtgebiete feuchter und wärmer werden, sind mehr Emissionen möglich“, erklärte die WMO. Der dramatische Anstieg könnte aber auch auf natürliche Schwankungen zurückzuführen sein: 2020 und 2021 gab es sogenannte La-Niña-Wetterphänomene, die mit verstärkten Niederschlägen in tropischen Regionen verbunden waren.

Methan war zuletzt vor allem durch Lecks in den Pipelines Nord Stream 1 und 2 in die Schlagzeilen geraten: Dabei sollen rund 70.000 Tonnen freigesetzt worden sein.

Alle Treibhausgase weiter gestiegen

Neben den Methan-Werten erhöhten sich im vergangenen Jahr laut WMO auch die Konzentrationen der beiden anderen Haupttreibhausgase Kohlendioxid und Distickstoffoxid. Die Durchschnittskonzentration von Methan lag im Jahr 2021 demnach bei 1908 ppb (arts per billion, Teilchen Methan pro Milliarde Teilchen), von Kohlendioxid bei 415,7 ppb und von Distickstoffoxid bei 334,5 ppb. Dieser „anhaltende Anstieg“ zeige, „dass wir uns in die falsche Richtung bewegen“, sagte WMO-Chef Taalas. Zur Bekämpfung von Methan-Emissionen verwies er auf „kosteneffiziente Strategien“, insbesondere aus dem Sektor der fossilen Brennstoffe.

Der Hauptfeind im Kampf gegen die Treibhausgase bleibe jedoch weiterhin CO2, erklärte der WMO-Chef. Als „oberste und dringlichste Priorität“ müssten daher die Kohlendioxid-Emissionen verringert werden. Sie seien nach wie vor die Hauptursache für den Klimawandel und die damit verbundenen Wetterextreme und würden das Klima „über Jahrtausende hinweg durch den Verlust des Polareises, die Erwärmung der Ozeane und den Anstieg des Meeresspiegels beeinflussen“. Wie eine Verringerung der Emissionen gelingen könnte, darüber wird ab dem 6. November bei der Weltklimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm el-Scheich beraten.