Küken
APA/dpa/Peter Steffen
APA/dpa/Peter Steffen
Experiment

Küken erkennen Abwesenheit von Objekten

Nicht nur Menschen können das Konzept von „Nichts“ verstehen. Ein Experiment hat gezeigt, dass auch Küken die Abwesenheit eines Gegenstandes registrieren, etwa durch längeres Hinsehen oder die Verwendung des linken Auges.

Dass Menschen das Fehlen von einem Objekt oder einem Sachverhalt als „Nichts“ verstehen, ist an unserer Sprache ersichtlich, z. B. am Begriff „Null“ oder an der sprachlichen Verneinung „nicht“. Unklar war bisher, ob auch Lebewesen, die nicht über Sprache kommunizieren, eine Vorstellung vom Nichtvorhandensein von Objekten haben. Eine im Fachmagazin „eLife“ erschienene Studie der Forschungsgruppe um Eszter Szabó vom Cognitive Development Center der Central European University (CEU), die in Kooperation mit der Queen Mary Universität London sowie den Universitäten Triest und Trento durchgeführt wurde, legt nun nahe, dass zumindest Haushuhnküken dazu in der Lage sind.

Erwartungen entscheidend

Im Zuge von vier Experimenten wurden Küken im Alter von acht Tagen in einen Zylinder gesetzt, von dem aus sie durch ein Loch verschiedene Ereignisse beobachten konnten. In weiterer Folge bekamen sie ein Objekt gezeigt, das dann entweder hinter eine Trennwand gestellt oder gänzlich entfernt wurde. In verschiedenen Szenarien analysierten die Forscher dann die Reaktion der Tiere auf unerwartete und erwartete Ereignisse. Ein unerwartetes Ereignis wäre z. B., dass ein Objekt zunächst hinter die Trennwand gestellt wird, dann aber nicht mehr da ist, wenn diese entfernt wird.

Anhand der Reaktion der Küken, etwa daran wie lange sie den Blick auf die Szenen richteten oder welches Auge sie bevorzugt verwendeten, konnte gezeigt werden, dass das Verhalten der Tiere mit deren Erwartungen in Bezug auf das Vorhandensein des Objektes zusammenhing. Vor allem die weiblichen Küken verhielten sich so, als würden sie etwas Neues sehen, wenn ein Objekt unerwartet wieder auftauchte. Das hänge damit zusammen, dass sie vermutlich das „ursprüngliche“, identische Objekt noch immer als abwesend registrierten.

Festgestellt werden konnte auch, dass die Küken beim Betrachten „neuer“ Objekte meist das linke Auge verwendeten. Dieses Verhalten sei bereits von anderen Vögeln mit seitlich platzierten Augen als eine Reaktion auf Neues bekannt und diene der Anregung der rechten Gehirnhälfte, hieß es in der Studie. Die Fähigkeit, die Abwesenheit von Gegenständen wahrzunehmen, könnte der Studie zufolge ein „gemeinsames Merkmal von Wirbeltieren sein“, das „wiederum die Basis für das abstrakte Denken bei Menschen bildet“.