Das Schneehuhn benutzt die Wildbiologin Ursula Nopp-Mayr von der Universität für Bodenkultur in Wien gerne für Ratespiele: “Es eignet sich perfekt für ein Suchbild. Versuchen Sie mal Schneehühner auf einem Foto zu finden, das sind richtige Rätselralleys." Im Sommer ist das Federkleid braun-grau, im Winter weiß. So verschmilzt das Tier immer perfekt mit seiner Umgebung – und wird für Feinde unsichtbar.
Federwechsel durch Sonnenstunden
Das Schneehuhn ist ein Relikt aus der Eiszeit und hat sich über zehntausende Jahre perfekt an seinen hochalpinen Lebensraum angepasst. In Österreich ist es etwa im Toten Gebirge zu finden. Es legt Schneehöhlen zum Übernachten an, hat gefiederte Beine und ein Doppelgefieder, das heißt, dass sich zusätzlich zu einer Hauptfeder noch eine kleine bildet.
Sendungshinweis
Das Tote Gebirge – Wunderwelt des Lebens: Universum, ORF2, 22.11., 20:15 Uhr
Was die Farbänderung des Gefieders bewirkt, ist noch nicht gänzlich erforscht, erklärt Nopp-Mayr: “Angenommen wird, dass diese Veränderung von der Tageslänge, also den Sonnenstunden, abhängt. Und hier liegt das Dilemma der Klimakrise: Die Tageslänge bleibt gleich, aber die Temperaturen und die Schneelagen ändern sich." Und so passiert es immer öfter, dass die Tarnung sogar zum Signal für Beutegreifer wird – ein weißes Schneehuhn in einer braun-grünen Wiese springt eben jedem sofort ins Auge. Ob und wie schnell sich das Tier an die wärmeren klimatischen Bedingungen anpassen kann, ist noch nicht klar. Sicher ist jedoch: Die Klimakrise entwickelt sich für evolutionäre Adaptionen viel zu rasch.
Lebensraum verschwindet
Der Winter ist die Jahreszeit in Österreich, die sich durch die globale Erwärmung am stärksten erwärmt hat. Saisonprognosen gehen auch heuer von einem milden und teilweise trockenen Winter aus. Langfristig hat das nicht nur für die Tarnung des Schneehuhns, sondern auch seinen Lebensraum dramatische Auswirkungen.
“Es werden Pflanzengesellschaften in die Höhe wandern, die Waldgrenze wandert in die Höhe – das Schneehuhn kommt aber überhaupt erst ab der Waldgrenze vor. Der Lebensraum ist auf einem Berg aber nach oben hin begrenzt, spätestens am Gipfel ist Schluss", erklärt die Wildbiologin. Der Lebensraum des Schneehuhns wird also massiv schrumpfen – laut Berechnung der Umweltschutzorganisation Greenpeace bis zum Jahr 2070 sogar um bis zu zwei Drittel.

Schutzzonen in den Alpen gefordert
Greenpeace fordert Schutzzonen, damit hochalpine Tiere wie das Schneehuhn wenigstens nicht von Menschen gestört werden. Wanderer und Bergsportler sollen die wenigen Lebensräume den Wildtieren überlassen, die ohnehin schon genug unter der Klimakrise leiden, fordert auch Ursula Nopp-Mayr: “Wir Menschen müssen uns wirklich überlegen, ob wir überall präsent sein wollen, oder ob wir uns zurücknehmen und die wenigen Lebensräume nicht erschließen, die Tieren wie den Schneehühnern bleiben. Das wäre wohl das mindeste – und auch dann ist noch unklar, ob es überhaupt überlebensfähige Populationen und genügend genetischen Austausch geben wird." In einzelnen Brutgebieten sind bereits Populationsrückgänge beobachtet worden.