Die Blätter blieben heuer ungewöhnlich lange auf den Bäumen, vor allem weil es so warm war. Prinzipiell ist das kein Problem für die Pflanzen – denn ein Baum orientiert sich immer an Temperatur und Sonnenlicht, sagt Hubert Hasenauer, er leitet das Institut für Waldbau an der Universität für Bodenkultur in Wien. Wenn es kälter wird, zieht der Baum für ihn wichtige Nährstoffe aus den Blättern ein, und stoppt die Wasserversorgung – dann fallen die Blätter ab. Doch weil es heuer so lange warm war, ist dieser Prozess verlangsamt. Deshalb befinden sich heuer mehr Blätter auf den Bäumen als sonst.
Kälteeinbruch setzt Bäumen zu
Schwierig wird es für die Pflanzen vor allem dann, wenn ein abrupter Kälteeinbruch kommt, oder viel Schnee fällt. Solange die Verbindungslinien zwischen Ast und Blatt vorhanden sind, führt der Baum nämlich noch die sogenannte Transpiration durch – das bedeutet, der Feuchtigkeitsgehalt im Ast oder im Blatt bleibt hoch. Kommt es zu einem plötzlichen Temperatursturz, kann der Baum leichte Erfrierungserscheinungen bekommen. Wenn es schneit und sich noch Blätter auf den Ästen befinden, steigt die Belastung, und das wiederum kann zu mechanischen Schäden führen – sprich: Der Ast bricht ab.

Signale der Temperatur
Auch viele Blumen und Sträucher haben ihre Blätter heuer ungewöhnlich lange behalten – und manche beginnen bereits zu knospen. Der Hintergrund: wenn Pflanzen bestimmten Temperaturen ausgesetzt sind – bei vielen Bäumen sind das etwa Tagesmittelwerte von sieben Grad Celsius über eine bestimmte Zeit, dann erhalten sie das Signal: der Frühling kommt, ich kann beginnen zu wachsen.
Geschieht das jedoch in Phasen, in denen normalerweise Winter wäre, und sich das Wetter abrupt ändert, frieren die Knospen oder die jungen Blätter ab. Und das wiederum schädigt die Pflanzen nachhaltig – denn wenn sie im Frühling wirklich zu wachsen beginnen, ist ihre Weiterentwicklung deutlich beeinträchtigt.
Weniger Blätter, weniger Energie
Wenn viele Knospen abgefroren sind, tut sich der Baum schwer, Blätter auszubilden. Hat er weniger Blätter, ist seine assimilierende Oberfläche kleiner, und so kann er nicht so schnell wachsen. Im schlimmsten Fall hat er fast keine Blätter mehr. Dann ist seine Energiebilanz im Frühjahr negativ – und er stirbt ab.
Doch ob das heuer zum Problem wird – dafür ist es noch zu früh, das zu beurteilen, sagt Hubert Hasenauer. Denn verläuft der Winter normal, haben die Bäume eine ausreichende Ruhephase, und können im Frühjahr entspannt austreiben.