Graugans mit Nachwuchs
APA/dpa/Peter Steffen
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Herzklopfen

Feuerwerke lösen bei Graugänsen Stress aus

Nicht nur bei Hunden, auch bei Wildtieren können Feuerwerkskörper erheblichen Stress auslösen, wie eine Studie österreichischer Forscherinnen und Forscher zeigt: Die Herzfrequenz von freilebenden Graugänsen verdoppelte sich zu Jahreswechsel und die Körpertemperatur stieg.

Die österreichische Verhaltensbiologin Claudia Wascher von der Anglia Ruskin University in Großbritannien hat in ihrer gemeinsam mit Walter Arnold von der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Kurt Kotrschal von der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle der Uni Wien durchgeführten Studie 20 Graugänse mit Sendern ausgestattet, um ihre Herzfrequenz und Körpertemperatur aufzuzeichnen. Ihre Studie wurde im Fachjournal „Conservation Physiology“ veröffentlicht.

Gänse werden nicht immun

Die Tiere leben frei an der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau im Almtal in Oberösterreich und rasten nachts am nahe gelegenen Almsee. Traditionell wird in den Dörfern der Umgebung das neue Jahr mit Silvesterfeuerwerken willkommen geheißen. Wascher zeigte, dass in der ersten Stunde des neuen Jahres die durchschnittliche Herzfrequenz der Gänse um 96 Prozent (von 63 auf 124 Schläge pro Minute) und die Körpertemperatur um drei Prozent (von 38 auf 39 Grad Celsius) über den Durchschnittswerten im Dezember lag. Beide Werte sind Maßzahlen für physiologischen Stress.

Selbst nach Ende der Kracherei, zwischen 1.00 Uhr und 2.00 Uhr, lag die Herzfrequenz der Vögel immer noch 31 Prozent über dem Normalwert, die Körpertemperatur war weiterhin um drei Prozent erhöht. Nach 2.00 Uhr früh hatte sich die Herzfrequenz wieder normalisiert, die Körpertemperatur blieb aber bis 5.00 Uhr erhöht im Vergleich zu den Dezember-Durchschnittswerten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden keine Hinweise darauf, dass das Alter der Vögel ihre physiologische Reaktion beeinflusste. Sie deuten das dahingehend, dass Gänse im Laufe der Zeit nicht gegen Feuerwerkskörper „immun“ werden.

„Feuerwerke vermeiden“

„Wir gehen davon aus, dass der über mehrere Stunden hinweg festgestellte physiologische Stress einerseits durch die erhöhte körperlicher Aktivität verursacht wird, wenn die Gänse aufgrund des Feuerwerks versuchen zu fliehen, andererseits durch den psychischen Stress“, so Wascher gegenüber der APA. Dies führe dazu, dass die Vögel gerade in einer Jahreszeit mit knappem Futterangebot zusätzliche Energie verbrauchen.

Laut Wascher ist es eine der ersten wissenschaftlichen Studien über die Störung von Wildtieren durch Feuerwerke. In früheren Arbeiten wurde etwa der Stress von Hunden durch Böller gezeigt, auch von Vögeln gibt es Beobachtungen, dass sie durch ein Silvesterfeuerwerk aufgescheucht wurden und mindestens 45 Minuten lang herumflogen. Eine andere Studie an mehreren Tierarten eines Zoos zeigte bei den meisten keine Verhaltensänderungen während eines Feuerwerks.

Die Forscherinnen und Forscher wollen nun klären, ob die Gänse auf den Lärm oder die Lichtverschmutzung durch das Feuerwerk reagieren, oder auf eine Kombination aus beidem. Für Wascher zeigt die Studie aber klar, „dass wir Feuerwerke in Gebieten mit großen Wildtierpopulationen auf jeden Fall vermeiden sollten“.