Der neue ÖAW Präsident Heinz Faßmann am Montag, 12. September 2022, anl. einer Antritts-Pressekonferenz in Wien.
APA/TOBIAS STEINMAURER
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Heinz Faßmann

Wissenschaftsjournalismus als Förderkriterium

Die Bundesregierung will die Medienförderung neu ordnen. Für den Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Heinz Faßmann, haben die entsprechenden Gesetzespläne aber eine gravierende Lücke: In den Förderkriterien fehle eine ausgewiesene Wissenschaftsberichterstattung.

Dass dieses Kriterium in den Entwürfen fehlt, sei „nicht einsichtig“ und „sollte verändert werden“, sagte Faßmann der Tageszeitung „Die Presse“.

Beitrag gegen Wissenschaftsskepsis

Die ÖAW wünsche sich „eine stärkere Berücksichtigung von Wissenschaft und Forschung“ in den Medien. Es sei nicht nachvollziehbar, dass im Gegensatz zu Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur oder Sport der Wissenschaftsjournalismus als Fördervoraussetzung ausgespart bleiben soll, sagte Faßmann. Angesichts der hierzulande stark ausgeprägten Wissenschaftsskepsis brauche es konkrete Maßnahmen. Den „Übersetzungsprozess“ dazu, wie Wissenschaft funktioniert, „können nur Medien leisten, deshalb setzen wir uns dafür ein“. Das Fördergesetz sei ein wichtiger Ansatzpunkt für die Stärkung des Bereiches, zeigte sich der ÖAW-Chef überzeugt.

Faßmann folgt in seiner Argumentation u.a. einer langjährigen Forderung des Klubs der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen. Dieser kritisierte zuletzt auch scharf, dass der Gesetzestext die Idee, das Vorhandensein einer Wissenschaftsredaktion mit angestellten Fachredakteuren zum Förderkriterium für die Presseförderung zu machen, nicht aufgreift.

Unterstützung auch von Zeilinger

Prominente Unterstützung erhielt das Ansinnen auch von Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger. Er hatte bei einem Auftritt in der „Zeit im Bild 2“ die „Wissenschaftsskepsis als Problem“ bezeichnet, das auch darin begründet sei, „dass der Wissenschaftsjournalismus reduziert wurde. Es gibt viel weniger Wissenschaftsjournalisten und das ist nicht gut.“

Zeilingers Nachfolger als ÖAW-Präsident, Heinz Faßmann, sieht in dem Zusammenhang aber auch den Wissenschaftsbetrieb selbst gefordert. Die derzeit großteils auf Basis von Eigeninitiative der Forscherinnen und Forscher geleistete Medienarbeit könne künftig zum „Faktor in der Leistungsbewertung“ werden. Bei der Ausarbeitung eines Bewertungsschemas stehe man aber erst am Anfang.