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©salita2010 – stock.adobe.com
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Hochschule

„Gute Wissenschaftliche Praxis“ bleibt „Stiefkind“

Um die Qualität von Wissenschaft zu sichern, haben sich die Standards „Guter Wissenschaftlicher Praxis“ (GWP) entwickelt. Laut einer neuen Studie der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) gibt es aber nur wenige Lehrangebote dazu an Österreichs Unis – die ÖFG ist dabei selbst in die Kritik geraten.

Ausgangspunkt der im Auftrag der (ÖFG)-Arbeitsgemeinschaft „Gute wissenschaftliche Praxis im Wandel“ durchgeführten Befragung war der im Zuge der Diskussion um Plagiatsfälle geäußerte Vorschlag, in den Studienplänen Pflichtlehrveranstaltungen zum Thema GWP zu verankern. Studierende sollten so die Sicherheit bekommen, wie sie richtig zitieren bzw. wissenschaftlich arbeiten, ohne ein Plagiat zu erzeugen. Vielfach gibt es solche Angebote derzeit „nur“ als Wahlfächer – sie müssen also nicht belegt werden.

Wenige Pflichtlehrveranstaltungen

Im Zuge der Studie wollte die ARGE erheben, welche Angebote an „Orientierungsveranstaltungen“ es an den Einrichtungen gibt – für die Unis ist gesetzlich vorgeschrieben, dass in diesen auch eine Einführung in die GWP erfolgen muss. Außerdem wollte man wissen, welche Lehrveranstaltungen mit Schwerpunkt zu guter wissenschaftlicher Praxis an der jeweiligen Hochschule angeboten werden und wie man zur Forderung nach verpflichtenden Lehrveranstaltungen zum Thema steht.

Resultat: Von den 74 Hochschulen antworteten 54 – darüber hinaus recherchierten die Studienautoren online nach diversen Lehrveranstaltungsangeboten. Insgesamt fanden sie an 37 Einrichtungen eine Lehrveranstaltung mit GWP als primärem Thema, wovon zwölf nur für Doktoratsstudierende angeboten wurden. Von den 22 staatlichen Unis hatten 20 solche im Angebot, von den 21 Fachhochschulen waren es zehn, von den 17 Privatunis sechs und von den 14 Pädagogischen Hochschulen nur eine.

In den Orientierungsveranstaltungen wird das Thema GWP wiederum oft nur gestreift bzw. gar nicht behandelt. Die Forderung nach eigenen Pflichtlehrveranstaltungen zum Thema stößt bei den Hochschulen großteils auf Zustimmung, teils wird aber auch befürchtet, dass mit der Absolvierung einer solchen Lehrveranstaltung das Thema dann als „abgehakt“ gilt.

Plagiatsjäger im Visier

Rund um die geplante Präsentation der Befragung war es zu Unstimmigkeiten in der ÖVP-nahen ÖFG gekommen. Der wissenschaftliche Beirat der ÖFG informierte Weber darüber, dass er seine Funktion als stellvertretender Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Gute wissenschaftliche Praxis im Wandel“ verlieren wird. Daraufhin wurde die für heute, Freitag, geplante Vorstellung der Studie „angesichts aktueller Entwicklungen, welche aus meiner Sicht einer gedeihlichen Arbeit entgegenstehen“ vom ARGE-Leiter Markus Haslinger abgesagt. Gleichzeitig legte er seine Funktion zurück.

Weber selbst vermutet politischen Druck hinter der Demontage aus seiner ehrenamtlich ausgeübten Funktion. Dieser habe nach seinen Plagiatsvorwürfen gegen Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) begonnen, schilderte er auf seinem Blog. Im „Kurier“ (Freitag-Ausgabe) bestätigte ÖFG-Präsident Reinhold Mitterlehner Webers erzwungenen Abgang: Dieser werde „aufgrund von Auffassungsunterschieden innerhalb der ARGE und mit dem Beirat von der Leitung der ARGE entbunden“. Die Leitung werde Ende Jänner neu bestellt.