Zeilinger erhält vom schwedischen König Carl XVI. Gustaf in Stockholm den Physiknobelpreis
APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND
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Quantenphysik

Zeilinger nahm Nobelpreis entgegen

Der Quantenphysiker Anton Zeilinger ist am Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Karriere angelangt. Samstagnachmittag überreichte ihm der schwedische König Carl XVI. Gustaf in Stockholm den Physiknobelpreis – traditionellerweise zum Todestag von Alfred Nobel am 10. Dezember.

Anton Zeilinger wurde gemeinsam mit seinen Kopreisträgern in Physik, Alain Aspect und John Clauser, für seine Beiträge zur Quantenphysik ausgezeichnet. Es sei „bemerkenswert, wie der Kreis in Österreich begann und in Österreich geschlossen wurde", meinte Mats Larsson, Mitglied des Nobelkomitees für Physik der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, zur Arbeit der drei Laureaten.

Er erinnerte daran, dass für den österreichischen Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger die Verschränkung „das charakteristische Merkmal der Quantenmechanik“ war. Zeilinger und sein Team hätten gezeigt, "wie das schwer fassbare Konzept der Quantenverschränkung nützlich sein kann. Das war ein riesiger Sprung von Zeilingers österreichischem Vorgänger Schrödinger, und nun habe „die zweite Quantenrevolution begonnen“, so Larsson.

Zeilinger nahm Physiknobelpreis entgegen

Der österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger hat heute Nachmittag vom schwedischen König Carl XVI. Gustaf den Physiknobelpreis entgegengenommen. Im Stockholmer Konzerthaus wurde er mit seinen Kopreisträgern in Physik, Alain Aspect und John Clauser, ausgezeichnet.

Wissenschaft gegen Krisen

Die feierliche Zeremonie mit rund 1.560 geladenen Gästen wurde mit dem Einzug der königlichen Familie – neben König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia auch Kronprinzessin Victoria und Prinz Daniel – und dem schwedischen Königslied „Kungssangen“ eröffnet. Für den Vorsitzenden der Nobelstiftung, Carl-Henrik Heldin, braucht es angesichts einer Vielzahl von Krisen und Herausforderungen wie des Krieges in Europa, der Energiekrise und des Klimawandels „engagierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die unermüdlich nach der Wahrheit suchen und die Grenzen unseres Wissens erweitern“.

In seiner Eröffnungsrede verwies er auf das „höhere Ziel“ der Auszeichnung: „Die Nobelpreisträger sind Teil einer Gemeinschaft, die die Welt auf tiefgreifende Weise verändert hat. Sie demonstrieren die Fähigkeit, die wir als menschliche Wesen haben, unser eigenes Schicksal zu gestalten.“

Zeilinger mit dem Physiknobelpreis während der Zeremonie
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Zeilinger bei der Zeremonie, im Hintergrund die Büste von Alfred Nobel

Drei Verbeugungen

Kurz vor 16.30 Uhr erhielten dann die Physiker als Erste aus der Hand des Königs die mit der Auszeichnung verbundenen Insignien: Nobelpreis-Medaille und -Urkunde. Die Überreichung erfolgte dabei in alphabetischer Reihenfolge nach einem strengen Protokoll: Nach Erhalt von Urkunde und Medaille schüttelten die Preisträger dem König die Hand und verbeugten sich dreimal: einmal Richtung König, dann Richtung Akademie und schließlich Richtung Publikum.

Aspect, Clauser und Zeilinger wurden „für Experimente mit verschränkten Photonen, Nachweis der Verletzung der Bellschen Ungleichungen und wegweisender Quanteninformationswissenschaft“ ausgezeichnet. Sie teilen sich den mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (rund 900.000 Euro) dotierten Nobelpreis.

Die drei Preisträger in Physik
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Die drei Preisträger Alain Aspect, John Clauser und Anton Zeilinger

ÖAW gratuliert

„Zeilinger ist der erste österreichische Nobelpreis für Physik seit der Verleihung an Wolfgang Pauli 1945 – Zeilingers Geburtsjahr", erinnerte die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Samstag per Aussendung. „Heute ist ein großer Tag für den unbeugsamen Grundlagenforscher Anton Zeilinger, aber auch für die Wissenschaft in Österreich“, so Heinz Faßmann, Nachfolger von Zeilinger als Präsident der ÖAW. Zeilinger habe laut Faßmann „die ÖAW fast ein Jahrzehnt erfolgreich geführt, wir freuen uns mit ihm. Sein Nobelpreis ist hochverdient und wirkt weit über die Wissenschaftsgemeinschaft hinaus.“

Die weiteren Auszeichnungen

Nach den Physikern folgten die Auszeichnungen für Chemie (Carolyn Bertozzi, Barry Sharpless und Morten Meldal), Medizin (Svante Pääbo), Literatur (Annie Ernaux) und Wirtschaftswissenschaften (Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig). Dabei wurden die Preisträger und Preisträgerinnen der einzelnen Kategorien jeweils durch kurze Präsentationen vorgestellt. Dazwischen gab es musikalische Intermezzi, gespielt vom Royal Stockholm Philharmonic Orchestra unter Emilia Hoving.

Die Preisträger und Preisträgerinnen von heuer und von den beiden vergangenen Jahren
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Die Preisträger und Preisträgerinnen von heuer und den beiden vergangenen Jahren

Ebenfalls auf der Bühne saßen heuer die Nobelpreisträger und -preisträgerinnen der vergangenen beiden Jahre, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie die Auszeichnung in ihren Heimatländern erhalten hatten. Sie wurden daher zur diesjährigen Verleihung eingeladen, was in der Rekordzahl von 27 Nobelpreisträgern bei der Zeremonie resultierte.

Mit der schwedischen Hymne und einem Marsch aus dem Ballett von Hugo Alfven, „Der verlorene Sohn“, wurde die Zeremonie im Konzerthaus, dessen Blumenschmuck heuer auf Nachhaltigkeit und in der Natur vorkommenden Pflanzen basierte, um etwa 17.20 Uhr beendet.