Jemand misst seinen Blutzuckerspiegel
AFP – NIKLAS HALLE’N
AFP – NIKLAS HALLE’N
Gesundheit

Typ-2-Diabetes trifft zunehmend junge Menschen

Rund 500 Millionen Menschen sind im Vorjahr weltweit von Typ-2-Diabetes betroffen gewesen. Was früher „Altersdiabetes“ genannt wurde, entwickelt sich zunehmend zu einer Krankheit der Jungen. Die Fallzahl bei 15- bis 39-Jährigen ist laut einer neuen Studie weltweit drastisch gestiegen.

Fachleute haben auf der Basis der Global Burden of Disease Study des Jahres 2019 – einer weltweiten Studie mit Daten aus 204 Staaten – die Entwicklung der Typ-2-Diabetes-Fallzahlen, der krankheitsbedingten Komplikationen und der Sterblichkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen errechnet.

„Von 1990 bis 2019 wurde ein statistisch eindeutiger Anstieg der Typ-2-Diabetes-Neuerkrankungen sowie der Rate der deshalb verlorenen gesunden Lebensjahre bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beobachtet", schrieb vergangene Woche ein Team um den chinesischen Epidemiologen Jinchi Xie im „British Medical Journal“.

Westlicher Lebensstil aus Hauptursache

Typ-2-Diabetes entsteht in einem längeren Prozess aus anfänglicher Insulinresistenz. Schließlich kommt es zum Versagen der körpereigenen Insulinproduktion. Anders als bei Typ-1-Diabetes mit einer Autoimmunreaktion gegen die Insulin-produzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse ist bei Typ-2-Diabetes nicht von Anfang an ein Ersatz fehlenden Insulins notwendig.

Ehemals betraf diese Form der Zuckerkrankheit typischerweise ältere Menschen. Übergewicht und Adipositas mit ungesunder Ernährung und sitzendem Lebensstil sind die Hauptrisikofaktoren. Diese Risikofaktoren sind aber durch Verbreitung des „westlichen Lebensstils“ mittlerweile weltweit ein Problem – und immer mehr bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Mehr Fälle, weniger gesunde Jahre

Die Auswirkungen davon haben die chinesischen Fachleute für Diabetes belegt. „Die altersstandardisierte Inzidenzrate pro 100.000 Einwohner (Neuauftreten von Typ-2-Diabetes innerhalb eines Jahres; Anm.) stieg von 106,34 Fällen im Jahr 1990 auf 183,36 Neuerkrankungen (je 100.000 Einwohner zwischen 15 und 39 Jahren und Jahr; Anm.) …“, schrieben sie.

Das schlug auch mit einer Steigerung um fast die Hälfte bei den durch Typ-2-Diabetes verlorenen gesunden Lebensjahren und der Mortalität durch. Die Kombination beider Faktoren wird in Fachkreisen als DALY bezeichnet, was im Endeffekt die Krankheitslast bedeutet. Die Zahl der durch die ehemals als „Altersdiabetes“ bezeichnete Form der Zuckerkrankheit verlorenen gesunden Lebensjahre stieg bei den 15- bis 39-Jährigen weltweit von 106,34 pro 100.000 Menschen dieser Altersgruppe Jahr auf 149,61 (2019).

Weltweiter Risikofaktor Übergewicht

Nur bei der Diabetes-bedingten Sterblichkeit gab es bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen geringen Anstieg von 0,74 pro 100.000 und Jahr (1990) auf 0,77 pro 100.000 Menschen und Jahr (2019). Während Staaten mit niedrigem Bruttosozialprodukt und hoch entwickelte Länder zum Teil unterschiedliche Trends aufweisen, trifft offenbar weltweit ein Risikofaktor alle Gesellschaften: Übergewicht bzw. Adipositas.

Für das Jahr 2045 wird bereits mit weltweit 783 Millionen Diabetikern und Diabetikerinnen gerechnet. Unter ihnen könnten sich dann auch anteilsmäßig mehr Jugendliche und junge Erwachsene als in der Vergangenheit befinden.