Krebserkrankung

Zellschild schützt Gehirntumore vor Immunsystem

Bei den selten auftretenden, aber häufig tödlichen Mittelliniengliom-Gehirntumoren bilden die Krebszellen Klumpen und errichten rundherum einen Schild aus Zellen, zeigt eine neue Studie. Dieser Schild schützt sie vermutlich vor Attacken des Immunsystems. Zudem sind die Tumore bei Kindern anders zusammengesetzt als bei Erwachsenen und sollten auch anders behandelt werden.

Ein Team um Mariella Filbin vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston (USA) untersuchte die Zell-Zusammensetzung der Mittelliniengliome (diffuse intrinsische Ponsgliome – DIPG) von 36 Kindern, 18 Jugendlichen und 14 Erwachsenen. Ein Drittel der Tumorproben stammt von Patienten, die an der Medizinischen Universität (MedUni) Wien und dem Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien operiert und behandelt wurden, erklärte die MedUni. An der im Fachmagazin „Nature Genetics“ erschienenen Studie waren Forscher und Mediziner der MedUni Wien und der St. Anna Kinderkrebsforschung beteiligt.

Signale blockieren

„Wir fanden heraus, dass die Krebszellen zusammenklumpen und sich mit Zellen umgeben, die sie abschirmen und schützen“, so Filbin in einer Aussendung des Boston Children’s Hospital: „Dadurch schotten sie sich vom Rest des Gehirnes ab, um einer Immunsystem-Attacke zu entgehen“. Die Medizinerin will nun herausfinden, wie die Zellen sich für diese Schutzmaßnahmen gleichsam absprechen. „Wenn wir wissen, wie die Zellen miteinander kommunizieren, können wir vielleicht ihre Signale blockieren und sie davon abhalten, solche geschützten Nischen anzulegen“, meint sie.

Das Forschungsteam berichtet zudem, dass die Tumore bei den Kindern mehr unreife Zellen enthalten als bei Erwachsenen. Diese Zellen können sich sehr schnell vermehren und wuchern, was wohl die hohe Sterblichkeit bei Kindern mit dieser Erkrankung erklärt. Bei den Krebsgeschwüren der Erwachsenen gebe es hingegen mehr Zellen, die normalerweise für die Heilung von Gewebe hilfreich sind, aber ebenso das Tumorwachstum vorantreiben können. Diese Befunde legen nahe, dass Kinder und Erwachsene mit Mittelliniengliomen möglicherweise unterschiedliche Behandlungen benötigen.