Brennende Kerze auch angeschneiten Nadelbaum
APA/BARBARA GINDL
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Weihnachten

Stille Nacht, nachhaltige Nacht

Müllberge, abgeholzte Bäume voller Lametta und kilometerlange Transportwege für die vielen Geschenke – der ökologische Fußabdruck der Weihnachtsfeiertage ist alles andere als klein. Es geht aber auch nachhaltiger – egal ob bei der Auswahl des Christbaums, der Geschenke oder des Festessens.

Zu Weihnachten darf man es sich einmal besonders gut gehen lassen – immerhin ist es das Fest der Liebe, das viele Österreicherinnen und Österreicher das ganze Jahr lang freudig erwarten. Mittlerweile ist Weihnachten aber auch klar ein Fest des Konsums. Die Einkaufs- und Bestellmarathons stören nicht nur die besinnliche Adventszeit, auch der Umwelt wird geschadet.

Das Fest kann aber durchaus nachhaltiger ausfallen – davon ist Sabine Seidl von „Umweltberatung“ in Wien überzeugt. In allen für die Feiertage wesentlichen Bereichen gebe es kleine Anpassungen, die ohne viel Aufwand für ein umweltfreundlicheres Fest sorgen.

Bio-Christbaum und andere Alternativen

Angefangen bei der Auswahl des richtigen Christbaums. Laut Statistik Austria gibt es rund 3,5 Millionen Haushalte in Österreich. Etwa 70 Prozent davon möchten zu Weihnachten einen Baum haben, es werden jedes Jahr also circa 2,4 Millionen Christbäume in österreichischen Wohnzimmern aufgestellt.

Viele davon stammen aus Monokulturen, die in ihrer Umgebung kaum Platz für andere Pflanzen lassen. Die Bäume kommen oft auch aus dem Ausland, weshalb zusätzliche Transportkosten und CO2-Emmissionen anfallen. Für ein besonders schönes und anschauliches Ergebnis kommen außerdem oft noch chemische Spritzmittel zum Einsatz.

Christbäume zum Verkaufen
dpa-Zentralbild/Britta Pedersen
Christbäume gibt es auch in Bio

Nachhaltigere Alternativen gibt es laut Seidl etwa in Form von Bio-Christbäumen. „Die werden nach den Richtlinien der biologischen Landwirtschaft produziert – das heißt, da dürfen keine Herbizide, keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und auch keine Kunstdünger zum Einsatz kommen“, erklärt sie gegenüber science.ORF.at. Erhältlich seien die Bio-Bäume bei bestimmten Händlern in ganz Österreich – für die umweltfreundlichere Alternative muss aber auch ein bisschen tiefer in die Tasche gegriffen werden.

Wenn der Bio-Baum nicht in das Weihnachtsbudget passt, gibt es auch weitaus günstigere und sogar noch nachhaltigere Alternativen. „Wenn man zum Beispiel eine schöne, große Zimmerpflanze hat, kann auch das ein guter ‚Christbaum‘ sein. Festlich geschmückt kommt auch so sicher Weihnachtsstimmung auf“, meint Seidl. Im Internet gebe es außerdem immer mehr Ideen für selbstgebastelte Alternativen, die sogar wiederverwendbar sind.

Zeitloser Baumschmuck

Auch beim Christbaumschmuck kann auf die Umwelt geachtet werden. „Es ist nicht ratsam, jedes Jahr neue Christbaumkugeln und Lichterketten zu kaufen, nur weil ich einen besonders modischen Baum haben möchte“, so Seidl. Sie empfiehlt daher, eher auf zeitlosen Schmuck zu setzen, der nicht aus der Mode kommt. Um außerdem Energie zu sparen, könnten Kerzen die Lichterketten am Baum ersetzen. Wichtig sei aber, die Flammen nie aus den Augen zu lassen.

Christbaumkugeln
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Christbaumschmuck mehrmals verwenden

Christbaumschmuck in Form von Lametta ist laut Seidl besonders umweltschädlich. „Nicht nur, weil er aus meist Plastik besteht – das Lametta kann auch nur sehr schwer aus den Ästen der Bäume entfernt werden“, erklärt sie. Eine nachhaltige Weiterverarbeitung des Baums ist dann nur unter großem Aufwand möglich.

Abgesprochenes Beschenken

Egal ob unter einem Bio-Baum, einer Zimmerpflanze oder einer selbstgebastelten Alternative – darunter muss auf jeden Fall Platz für Geschenke sein. Auch hier empfiehlt Seidl aber, nachhaltig zu handeln und sich gut zu überlegen, was verschenkt wird: „Es ist natürlich immer schön, wenn man überrascht wird. Sinnvoller ist es aber, sich abzusprechen und zu schauen, was die andere Person tatsächlich gut brauchen kann.“ Kaputte Gegenstände sollte man außerdem nicht sofort durch neue Produkte ersetzen. „Oft hilft auch eine Reparatur“, so Seidl.

Wenn dann ein Geschenk ausgewählt ist, sollte auch auf möglichst kurze Transportwege geachtet werden. „In der Region einzukaufen, verringert nicht nur die CO2-Emissionen, die durch die Lieferung vor die Haustür entstehen würden, es sichert auch Arbeitsplätze in der Umgebung“, erklärt Seidl. Auch das eventuelle Umtauschen nach dem Fest werde so erleichtert.

Wiederverwendbare Verpackungen

Vom Hochglanz-Geschenkpapier rät Seidl ebenfalls ab. „Wenn man noch so ein Papier zuhause hat, sollte man es schon aufbrauchen – es gibt mittlerweile aber viel umweltfreundlichere Alternativen, die auch weniger kosten“, erklärt sie.

Zum Beispiel kann Papier bemalt werden, das die Österreicherinnen und Österreicher ohnehin schon zuhause haben. Laut der Umweltschutzorganisation Global2000 liegt der jährliche Papierverbrauch pro Kopf bei 223 Kilogramm. Ein gewisser Papiervorrat ist also in vielen Haushalten vorhanden. Gelesene Zeitungen sind zum Beispiel ideal, um kostengünstig und nachhaltig Geschenke zu verpacken.

Noch umweltfreundlicher ist es, auf Verpackungen zu setzen, die auch im nächsten Jahr wieder zum Einsatz kommen können – zum Beispiel in Form von wiederverwendbaren Sackerln, Schachteln oder Körben.

Weniger Fleisch am Teller

Zu einem gelungenen Weihnachtsabend gehört natürlich auch das Festessen. Auch hier kann auf die Umwelt geachtet werden. Seidl empfielt, auf die Regionalität der Produkte zu schauen. Außerdem empfiehlt sie möglichst wenig Fleisch auf den Tellern: „Man weiß ja mittlerweile, wie umweltschädlich die Fleischproduktion ist. Die Fleischmenge beim Festessen zu reduzieren oder komplett darauf zu verzichten, ist daher auf jeden Fall eine nachhaltigere Option.“

Eine gebratene Gans mit Rosmarin und Nüssen liegt auf einem Teller
beats_ – stock.adobe.com
Es muss nicht immer Fleisch sein

Wenn auf den Braten nicht verzichtet wird, empfiehlt Seidl zumindest, auf Fleisch in Bio-Qualität zu setzen und die Menge zu reduzieren. „Es gibt mittlerweile auch ganz viele Rezepte, um Gemüse festlich zuzubereiten“, erklärt sie.

Beleuchtung reduzieren

Für viele Österreicherinnen und Österreicher gehören auch die Lichterketten und Girlanden an Häusern und Balkonen zum Fest dazu. „Diese Beleuchtung ist natürlich ein zusätzlicher Energiefresser“, gibt Seidl zu bedenken. Ihr Rat: „Die Lichter im Freien sollten möglichst reduziert werden – auch den in der Nähe wohnenden Tieren und dem eigenen Schlaf zuliebe.“ Schon länger ist immerhin bekannt, dass vor allem das von den LED-Lampen vermehrt ausgestrahlte blaue Licht negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen in der Umgebung hat.

Für die Beleuchtung im Freien rät Seidl daher zumindest zu einer Zeitschaltuhr. „Die Lichter machen schließlich nur dann Sinn, wenn sie auch gesehen werden“, erklärt sie.

Tropfen auf dem heißen Stein

Ein nachhaltiges und trotzdem feierliches Weihnachtsfest ist laut Seidl also durchaus möglich. Sich am Ende des Jahres Gedanken um die Umwelt zu machen sei wünschenswert und nötig, aber auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Weihnachten ist nur ein Tag im Jahr, ganz wichtig ist es aber, auch in den restlichen 364 Tagen möglichst umweltfreundlich und energiesparend zu leben“, so Seidl.