Allosaurus fragilis, Theropode, Dinosaurier, Rendering
Matthieu – stock.adobe.com
Matthieu – stock.adobe.com
Zahnanalysen

Was die ersten Dinosaurier fraßen

Unter den ersten Dinosauriern waren Fleisch-, Alles- und Pflanzenfresser. Das zeigen aktuelle Analysen ihrer Zähne sowie Computermodelle. Dieser vielfältige Speiseplan könnte ein Grund für den Aufstieg der ikonischen Tiere gewesen sein.

Die ersten Dinosaurier waren viel kleiner als ihre späteren Verwandten. Vor mehr als 230 Mio. Jahren – in der Trias – lebten sie mehr oder weniger im Schatten anderer, krokodilartiger Reptilien. Sie überlebten das große Massensterben an der Trias-Jura-Grenze, bei dem viele Lebewesen für immer verschwanden. Anschließend folgte der bemerkenswerte evolutionäre Aufstieg der Landwirbeltiere. Für viele Millionen Jahren dominierten sie den Planeten, bevor sie beim nächsten großen Massensterben vor etwa 66 Mio. Jahren am Ende des Mesozoikums ausstarben.

Was hinter der Erfolgsgeschichte der Dinos steckt, ist bis heute nicht restlos geklärt. Ein Faktor könnte jedenfalls die Ernährung gewesen sein, wie die Forscher und Forscherinnen um Antonio Ballell von der University of Bristol in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Science Advances“ berichten. „Schon ganz zu Beginn findet man bei den Dinosauriern eine große Vielfalt von Schädel- und Zahnformen“, erklärt Ballell in einer Aussendung zu der neuen Studie. „Paläontologen vermuten daher schon lange, dass die verschiedenen Arten verschiedene Ernährungsformen ausprobiert haben.“ Denn Zähne müssen an die jeweilige Nahrung angepasst sein. Während sie bei Fleischfressern eher scharf sein müssen, brauchen Pflanzenfresser Zähne, die Gräser und Ähnliches effizient zerkleinern können.

Große Zahnvielfalt

Anhand von detaillierten Zahnanalysen und Vergleichen mit lebenden Reptilien versuchte das Team nun herauszufinden, was die bevorzugte Kost der frühen Dinos gewesen sein könnte. Sie erstellten unter anderem 3-D-Modelle der Zähne von elf frühen Dinosaurierarten. Mit Simulationsmethoden wurden anschließend die mechanischen Eigenschaften untersucht. Wie die Autoren und Autorinnen berichten, hatten etwa Theropoden spitze, gekrümmte und klingenartige Zähne, die ähnlich funktionieren wie jene von heutigen Waranen. Die gezackten Zähne von Vogelbeckensauriern und von Sauropodomorpha ähneln hingegen eher jenen von heutigen Alles- und Pflanzenfressern wie etwa Leguanen.

Zahnformen der frühen Dinos
Antonio Ballell
Verschiedene Zahnformen

„Die Analysen zeigen, dass Vogelbeckensaurier, zu denen viele Pflanzenfresser wie der Ankylosaurus oder die Entenschnabeldinosaurier zählen, als Allesfresser gestartet sind“, so Koautorin Emily Rayfeld in der Aussendung. Die frühesten Sauropodomorpha – Vorfahren des Pflanzenfressers und Sauropoden Diplodocus – waren laut den Analysen hingegen Fleischfresser. Das widerspreche bisherigen Forschungsannahmen und zeige, dass der Speiseplan der frühen Dinos sehr vielfältig war. Laut dem Forschungsteam spricht einiges dafür, dass genau diese Nahrungsvielfalt die Tiere so besonders machte. Denn so konnten sie viele ökologische Nischen besetzen. In einer Zeit, in der sich das Klima und die Vegetation sehr rasch veränderte, könnte das der Schlüssel zu ihrem evolutionären Erfolg gewesen sein.

Dass der Klimawandel in dieser Zeitperiode – von der späten Trias bis zur frühen Jura – eine wichtige Rolle beim Aufstieg der Dinosaurier gespielt hat, zeigt auch eine weitere soeben im Fachmagazin „Current Biology“ erschienene Studie. Laut den Forscherinnen und Forschern um Emma M. Dunne vom Geozentrum Nordbayern haben sie von den Veränderungen, die so vielen Arten das Leben gekostet haben, profitiert. Besonders Sauropoden konnten sich gut an die wärmeren Bedingungen anpassen und so ihren Lebensraum deutlich ausweiten.