Ein transportbereiter Weihnachtsbaum wird aus einer Verpackungsmaschine gezogen.
APA/dpa/Frank Molter
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Nachhaltigkeit

Weihnachtsbäume, die gut für Umwelt und Klima sind

Rund 2,8 Millionen Weihnachtsbäume werden alljährlich in Österreich verkauft, ein Großteil davon Nordmanntannen. Für Umwelt und Klima wären laut Fachleuten lebende, aus der Region gemietete Bäume am besten – und unter sehr speziellen Umständen auch Plastikbäume.

Grundsätzlich ist Plastik schlecht für die Natur. Denn das beim künstlichen Weihnachtsbaum enthaltene PVC und Polyethylen wird nicht biologisch abgebaut. Dennoch kann sich auch ein Kunstbaum lohnen, wenn er lange zum Einsatz kommt. Nach Berechnungen des Ellipsos-Instituts in Montreal (Kanada) müsste er mindestens 16 bis 17 Jahre genutzt werden, damit die Ökobilanz der eines Naturbaums entspricht.

Der durchschnittliche Baum aus Plastik kommt aus Asien und verursacht nach Angaben der kanadischen Wissenschaftler bei Herstellung, Transport und Entsorgung rund 48 Kilogramm Kohlenstoffdioxid (CO2). Dem stehen 3,1 Kilogramm CO2 beim Naturbaum gegenüber. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch das britische Unternehmen Carbon Trust.

Klassiker Nordmanntanne

Die Anbieter werben oft damit, dass ihre künstlichen Tannenbäume im Schnitt acht bis zehn Jahre aufgestellt werden können. Die Plastikvariante landet also regelmäßig auf dem Müll, bevor ihr CO2-Fußabdruck gegenüber dem eines natürlichen Baums ausgeglichen ist. Dazu kommt: Wenn man nicht gleich sehen soll, dass der Baum aus Kunststoff ist, muss man tief in die Tasche greifen. Kosten: 200 Euro aufwärts, so Rudolf Fenner von der Umweltorganisation Robin Wood.

Der Klassiker unter den Christbäumen ist und bleibt die Nordmanntanne. Laut Bundesforschungszentrum für Wald wurden in Österreich 2008 mindestens eine Million heimische Nordmanntannen gekauft. Waldexperte Fenner kennt ihre Vorzüge: „Weil sie so schön grün und weich ist und nicht nadelt.“ Dahinter liegen Blaufichte, Rotfichte und andere Arten. „Der echte Weihnachtsbaum schlägt seine künstlichen Konkurrenten um Längen“, sagt Denny Ohnesorge, Geschäftsführer beim Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH).

Sollten aus der Region stammen

Der deutsche Verband natürlicher Weihnachtsbaum betont, dass natürlich gewachsene Bäume in der Regel klimaneutral seien. „Während des Wachstums verarbeiten sie klimaschädliches CO2 aus der Atmosphäre. Bei der späteren Verwertung des Baumes wird aber weniger CO2 freigesetzt, als vorher gespeichert wurde“, lautet die Argumentation. Nach dem Fest würden die Bäume meist kompostiert oder zur Energieerzeugung genutzt.

Wirklich klimafreundlich ist aber nur der Weihnachtsbaum, der aus der Region kommt und dessen Holz oder Holzspäne nach dem Fest für Möbel oder Baumaterial verwendet werden. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) rät beim Kauf zudem zu Fichten, Kiefern und Weißtannen aus Durchforstungsmaßnahmen oder von forstlichen Sonderstandorten wie unter Hochspannungstrassen. Denn diese in der Regel unbehandelten Bäume müssten sowieso gefällt werden.

Bäume mit Wurzeln

Wer nicht plant, seinen Plastikbaum ewig zu verwenden, sollte also zum Naturprodukt aus der Region greifen. Noch besser ist es mit Bio-Siegel. Was sich bei Lebensmitteln zügiger durchgesetzt habe, brauche bei den Weihnachtsbäumen länger, sagt Fenner. Bisher trägt nur ein Bruchteil ein entsprechendes Siegel.

Noch umweltfreundlicher wären Bäume mit Wurzeln: Das hört sich theoretisch nachhaltig und gut an. Das Problem: In der Praxis erleben viele Bäume kein zweites Fest mehr.

Bäume, die erst kurz vor Weihnachten mit ihren Wurzeln aus dem Boden geholt und in einen Topf gepresst werden, würden zwar das anstehende Fest überleben, „aber kein zweites“, warnt Fenner. Anders verhält es sich seinen Angaben zufolge bei Christbäumen, die von Anbeginn in einem Topf aufgezogen und über die Jahre mehrfach in größere Behälter umgetopft wurden.

Aus dem Winterschlaf geweckt

Aber auch diese Bäume leiden nach Fenners Worten, weil sie im Dezember von Natur aus im Winterschlaf sind. „Und wenn sie in das warme Haus kommen, werden sie aus dem Winterschlaf geweckt und verlieren ihren Frostschutz“, warnt Fenner. Später könnten die Bäume „nach zwei Wochen im warmen Wohnzimmer draußen sehr leicht erfrieren“. Eine Ausnahme: Der Baum samt Wurzeln wird in einer regionalen Baumschule, Gärtnerei oder Försterei gemietet und dorthin zurückgebracht.

Interessenten sollten außerdem beachten, dass große Bäume mit großen Wurzeln oft gegossen werden müssen, weil sonst schnell Trockenschäden entstehen. Zudem brauche „ein 1,5 Meter hoher Weihnachtsbaum einen Topf, in dem etwa 50 Kilogramm Erde sind“, erklärt Fenner und fragt: „Wer soll den schleppen?“