Drei Manager bei einer Pressekonferenz an einem Tisch
AFP – DAMIEN MEYER
AFP – DAMIEN MEYER
Studie

Topmanager stammen aus der Oberschicht

Die soziale Selektion an der Spitze von Unternehmen ist laut einer neuen Studie äußerst stark. Die Topmanager stammen fast ausschließlich aus der etablierten Oberschicht, Angehörige der Arbeiterklasse gibt es am ehesten in der verarbeitenden Industrie.

Akademiker, überwiegend männlich, weiß und mittleren Alters: Geschäftsführer (CEOs) werden oft als homogene Elite der Gesellschaft wahrgenommen. Das stimmt so nicht ganz, hat eine Forschergruppe herausgefunden. Vielmehr gibt es einen Zusammenhang zwischen der sozialen Klasse, aus der CEOs stammen, und der Branche, in der sie arbeiten. Für ihre Untersuchung befragten Maximilian Göbel (LMU München), Alexander Seymer (Paris Lodron Universität Salzburg) und Dominik van Aaken (CFPU Wien) über 1.500 CEOs in Deutschland zu Merkmalen ihrer eigenen sozialen Klasse sowie der sozialen Klasse ihrer Eltern.

Besonders stark im Finanzbereich

CEOs aus der etablierten Elite, also sehr gut ausgebildete Menschen, die in Oberschichtshaushalten aufgewachsen sind und heute mehr verdienen als andere Personen an einer Unternehmensspitze, sind der Studie zufolge oft in der Unternehmensberatung und im Finanzbereich tätig, höchst selten hingegen im Handelssektor.

CEOs aus der Arbeiterklasse sind am häufigsten in der verarbeitenden Industrie, etwa im Bereich der Metallerzeugung, des Maschinenbaus, im Textil- oder im Ernährungsgewerbe zu finden. Äußerst selten sind sie hingegen in Finanz-, Versicherungs- und Immobilienunternehmen tätig. Das weist den Forschern zufolge darauf hin, dass die genannten Branchen undurchlässiger sind für „soziale Aufsteiger“.

Wenige Frauen, wenig Migrationshintergrund

Nur knapp 40 Prozent der CEOs, die aus der Arbeiterklasse stammen, haben laut den Studienergebnissen einen Hochschulabschluss. Der Frauenanteil ist mit zehn Prozent so niedrig wie in keiner anderen Kategorie, dafür ist der Neun-Prozent-Anteil an CEOs mit Migrationshintergrund (die vorwiegend im Handelssektor arbeiten) hier so hoch wie in keiner anderen Gruppe. Rund ein Viertel aller CEOs stammen aus der Arbeiterklasse. Den höchsten Frauenanteil haben CEOs aus der bürgerlichen Mittelschicht mit knapp 17 Prozent, umgekehrt ist der Anteil mit Migrationshintergrund (mit rund vier Prozent) in dieser Gruppe am niedrigsten.

„Mit dieser Analyse konnten wir empirisch zeigen, dass der Aufstieg bis an die Spitze von deutschen Unternehmen nicht nur eine Frage der individuellen Leistung ist, sondern auch von der sozialen Klasse abhängt und sich stark zwischen den Industrien unterscheidet“, sagt Studienautor van Aaken in einer Aussendung der Paris Lodron Universität. Hemmnisse für den Aufstieg auf der Karriereleiter resultierten häufig aus der Einstellungspraxis von Unternehmen, in denen der Auswahlprozess von der sozialen Klasse eines Kandidaten oder einer Kandidatin beeinflusst wird.