Verpacktes Weihnachtsgeschenk wird überreicht, Christbaum im Hintergrund
sonyachny/stock.adobe.com
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Glücksforschung

Die Freude am Schenken

Am Weihnachtsabend dürfen in den meisten Haushalten auch die Geschenke nicht fehlen. Das Auspacken der bunten Packerln macht Kinder und Erwachsene glücklich. Noch glücklicher, als selbst beschenkt zu werden, macht es viele Menschen, wenn sie jemand anderem eine Freude machen – das belegt auch die Wissenschaft.

Auch heuer haben viele Österreicherinnen und Österreicher wieder nach den perfekten Weihnachtsgeschenken für ihre Familie, Freunde und Bekannten gesucht. Beschenkt zu werden macht glücklich, laut der Wiener Psychologin und Glücksforscherin Heide-Marie Smolka liegt das in vielen Fällen aber nur zum Teil am Geschenk selbst.

Vor allem bei engen Freunden und nahestehenden Familienmitgliedern übertrumpfe der Gedanke oft das Materielle. „Ein Geschenk zu bekommen ist ein Signal der Wertschätzung. Wenn ich von jemandem etwas bekomme, weiß ich, dieser Mensch hat sich Gedanken gemacht, dieser Mensch hat sich Zeit dafür genommen, und diesem Menschen ist es ein Anliegen, mir eine Freude zu bereiten“, erklärt Smolka.

Selbstlosigkeit macht glücklich

Schon in der Bibel heißt es: Geben ist seliger als Nehmen. Das trifft laut der Glücksforscherin auch auf den Geschenkeaustausch am Weihnachtsabend zu. Jemand anderem eine Freude zu machen könne durchaus mehr Glücksgefühle bereiten, als selbst beschenkt zu werden. Davon zeugen auch mehrere Studien der letzten Jahre, beispielsweise eine Arbeit des US-amerikanischen Sozialpsychologen Ed O’Brien von der Booth School of Business der Universität von Chicago.

O’Brien gab im Jahr 2018 fast einhundert Studierenden fünf Tage lang täglich fünf US-Dollar. Eine Gruppe sollte das Geld für sich selbst ausgeben, die zweite Gruppe musste damit jemand anderem eine Freude machen. Am Ende jedes Tages reflektierten die Probandinnen und Probanden über das Erlebte, ihre finanziellen Ausgaben und ihre generelle Glücklichkeit und Zufriedenheit.

Glücksgefühl bleibt langfristig

Bei den Studierenden, die das Geld für sich selbst ausgaben, sank das damit verbundene Glücksgefühl von Tag zu Tag. Bei den selbstlosen Studentinnen und Studenten war das nicht der Fall. Wenn sie die fünf US-Dollar zum Beispiel als Trinkgeld verschenkten, fühlten sie sich dabei am fünften Tag noch mindestens genauso glücklich wie am ersten Tag.

Dass so etwas möglich ist, ist im Bereich der Psychologie eine Ausnahme. Eigentlich wird davon ausgegangen, dass starke Sensationen wie Freude und Glück bei oft wiederholten und gleichbleibenden Tätigkeiten mit der Zeit schwächer werden – ein Prozess, der auch als hedonistische Gewöhnung bekannt ist. Warum es diese Gewöhnung beim Beschenken anderer Menschen scheinbar nicht gibt, ist laut Smolka derzeit noch ein Rätsel.

Selbstloses Schenken?

Ganz selbstlos ist daher auch ein gut durchdachtes Weihnachtsgeschenk meist nicht, immerhin bekommt auch die Person, von der das Geschenk kommt, einen gewissen „Freudekick“. „Zu schenken aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn – das macht natürlich glücklich“, so Smolka.

Vielen ist es außerdem wichtig, dabei zu sein, wenn das Gegenüber die Geschenke auspackt. Auch das diene oft vor allem dem eigenen Glücksempfinden. „Wir sind emotional ja hoch ansteckend. Das heißt, wenn sich ein Mensch sehr freut, dann freut mich das auch – vor allem, wenn ich da beiwohnen darf“, erklärt Smolka.

Zeit nehmen

Die eigene Freude am Schenken hängt laut der Wiener Psychologin auch von anderen Faktoren ab. Zum Beispiel mache es einen Unterschied, für wen das jeweilige Geschenk ist. Andererseits sei auch die für die Planung verfügbare Zeit ausschlaggebend. „Viele Menschen machen das in letzter Sekunde und dann artet es einfach in Stress aus. Dann fehlen die Ideen, dann fehlt die Zeit und es kommt dazu das ‚Muss‘, also das Gefühl, ich muss etwas schenken. Das kann dann die Freude am Schenken schon verderben“, erklärt Smolka.

Generell seien Stress und zu hohe Erwartungen die größten Gegner der Weihnachtsfreude. Smolka rät daher, die Vorbereitungen und auch das Weihnachtsfest bewusst so ruhig und entspannt wie möglich zu gestalten. Nicht alles muss dabei perfekt sein, solange aber ein gemütliches Miteinander zustande kommt, stehe einem freudigen und festlichen Abend nichts im Weg.