Drei ältere Frauen auf einer Bank
APA/dpa/Julian Stratenschulte
APA/dpa/Julian Stratenschulte
Alter

Eine Übung für mehr Zufriedenheit

Um das Gefühl der Lebenszufriedenheit im höheren Alter zu erhöhen, kann man eine einfache Übung durchführen: Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass Menschen, die ihre Erfahrungen regelmäßig aufschreiben und das gewonnene Wissen weitergeben, zufriedener sind als solche, die das nicht tun.

Wenn ältere Menschen Wissen und Weisheiten des Lebens an jüngere weitergeben können, profitieren sie auch selbst. Das legt zumindest eine Studie nahe, bei der Frauen im Alter zwischen sechzig und knapp neunzig Jahren eine einfache Übung auferlegt wurde – nämlich einmal in der Woche auf folgende Fragen zu antworten: Was sind die wichtigsten Lektionen, die Sie im Laufe des Lebens gelernt haben? Schreiben Sie über jegliche Aspekte des Lebens, von denen Sie glauben, es sei wertvoll, sie zu teilen. So kann man sich auch selbst positive Erfahrungen vor Augen führen, Jana Nikitin, Professorin für Psychologie des Alterns an der Universität Wien.

Mehr Lebensfreude

Wenn man also im Alter mit Einschränkungen oder bestimmten Verlusten konfrontiert wird, könne man Erfahrungen wachrufen, wie man mit anderen schwierigen Situationen im Leben zurechtgekommen ist. Aus diesem Wissen lasse sich Kraft und Energie schöpfen, auch mit den Herausforderungen des Alters umzugehen.

In der Studie wurden die Antworten der Teilnehmerinnen gesammelt und als Ratgeber für junge Menschen veröffentlicht. Eine zweite Gruppe der Älteren musste wöchentlich aufschreiben, was sie gegessen hatte. Vor und nach der Übungsphase wurde den Teilnehmerinnen Blut abgenommen, und sie mussten einen Fragebogen zu ihrem seelischen Wohlbefinden ausfüllen. Das Ergebnis war signifikant: Das Ausmaß der Lebensfreude und des Wohlbefindens stieg in der ersten Gruppe deutlich an, bei der zweiten nicht.

Gebraucht werden

Das Gefühl, gebraucht zu werden, scheint offenbar zufriedener und gesünder zu machen: die Möglichkeit, das eigene Wissen, die eigenen Fähigkeiten, aber auch Energie und Ressourcen an weitere Generationen weiterzugeben. Das können die eigenen Kinder sein, aber das kann auch Gesellschaft im Allgemeinen sein. Es gibt viele Möglichkeiten für diese „Generativität“, also für das Bedürfnis, für andere Generationen etwas tun zu wollen. Und das helfe wiederum dem Individuum, mehr Zufriedenheit zu gewinnen.

Auch ehrenamtliche Tätigkeiten oder Engagement in der Nachbarschaftshilfe oder im Umweltschutz können Möglichkeiten sein, sich zu engagieren – und sich dabei selbst etwas Gutes zu tun, sagt Jana Nikitin. Es sei wichtig, das Potenzial von älteren Menschen zu nutzen, das viel höher ist, als man denkt. So hätten ältere Menschen die Möglichkeit, sich einzubringen, und das wiederum erhöht ihre eigene Zufriedenheit, so die Psychologin – somit wäre das für alle ein Gewinn.