Dem Team gehörte auch der am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien tätige Ökologe Franz Essl an. Schon über die vergangenen rund zehn Jahre hinweg haben Expertinnen und Experte eine globale Datenbank zur Verbreitung von invasiven, durch Menschen eingeschleppten Pflanzen (Neophyten) und Tieren (Neozoen) aufgebaut.
Ähnliche Muster bei Tieren und Pflanzen
Nun folgten auch noch Daten darüber, wann diese Arten jeweils in welchem Land erstmals dokumentiert wurden. Auf Basis dessen, „wollen wir besser verstehen, wie dieser globale Ausbreitungsprozess eigentlich funktioniert“, so Essl. Die Idee dahinter ist, herauszufinden, ob es Regionen mit besonders zentralen Rollen gibt, und wie es dazu kommt.
Tatsächlich fanden die Fachleute im Rahmen ihrer Netzwerkanalyse über die vergangenen rund 200 Jahre hinweg Regionen oder Länder, die historisch gesehen als dankbare Sprungbretter für invasive Arten dienten. Für Vögel, Gefäßpflanzen, Insekten und Fische zeichneten sich erstaunlich ähnliche Muster ab, schreiben sie in einer soeben im Fachblatt „PNAS“ veröffentlichten Studie (sobald online).
Zentrale Rolle Großbritanniens
So vollzieht sich der Prozess in zwei Phasen: Zum Ankommen und in der Frühphase der Etablierung in einer neuen Region nutzten solche Arten tatsächlich „Hubs“ oder „zentrale Knotenpunkte. Das sind häufig Länder, die ein hohes Transport- oder Importvolumen haben – klassischerweise Länder, wie etwa Großbritannien“, erklärte Essl. Durch die frühe Industrialisierung dort und das einst große Weltreich kam dem Land lange eine zentrale Rolle beim Sprung von neuen Arten nach Europa zu.
Nach der Verwilderung ging es in der zweiten Phase vor allem an die Besiedlung der Nachbarstaaten. „Hier spielt dann eine wesentliche Rolle, ob die Nachbarländer klimatisch ähnlich oder unähnlich sind“, so der Ökologe. Ersteres begünstigt eine Weiterverbreitung.
Knotenpunkte sollten besonders aufpassen
Will man nun eine weitere Eskalation der vielerorts mit großen Problemen für angestammte Tiere und Pflanzen verbundenen Ausbreitung von invasiven Arten verhindern, sollte berücksichtigt werden, dass „einzelne Länder wirklich eine überproportionale Bedeutung haben“, so Essl: „Würde es gelingen an diesen Einfallstoren zu verhindern, dass gebietsfremde Arten den Sprung auf einen neuen Kontinent schaffen, wäre eine Eindämmung denkbar.“ Dazu bräuchte es etwa gute Importkontrollen.
Neben der Erkenntnis, dass man an „Knotenpunkten“ solche Entwicklungen deutlich besser einfangen kann, liege es auch an jenen Staaten, die in den vergangenen Jahrzehnten zu den zentralen Spielern in den weltweiten Lieferketten wurden, dem Einhalt zu gebieten.
„Dort wären Maßnahmen sehr wichtig“, so Essl, denn zuletzt kam das Gros der eingeschleppten Arten meist über China aus Ostasien in andere Kontinente. Auch Australien (Gefäßpflanzen), die USA (Vögel), Japan (Süßwasserfische), Italien und Frankreich (Insekten) gehören laut Studie zu den zentralen Knotenpunkten eingeschleppter Arten.