Himmels-Highlights sind 2023 die wiederkehrenden Meteorströme: Heute, am 4. Jänner, erreicht der Sternschnuppenregen der Quadrantiden seinen Höhepunkt. Die bekannten Perseiden besuchen uns im August wieder. 2022 waren sie schlecht zu sehen – heuer stehen die Chancen für gute Sicht besser, sagt Uni-Wien-Astronom Stefan Wallner: „Dieses Jahr werden die Perseiden während einer Neumond-Phase sein. Dort, wo die Umgebung finster genug ist, werden wir also eine Unzahl an Sternschnuppen sehen können.“
Die Geminiden erreichen die Erde ebenfalls in einer Neumondphase. Ist das Wetter gut, können sie im Dezember am dunklen Nachthimmel gut beobachtet werden. Ein paar Wochen davor – am 28. Oktober – ist von Österreich aus eine partielle Mondfinsternis sichtbar. Kometenbesuche oder andere spektakuläre Himmelsereignisse sind allerdings nicht vorgesagt für das neue Jahr.
Wettlauf zum Mond geht weiter
Der Erdtrabant rückt noch stärker in den Fokus von Raumfahrtunternehmen – von staatlichen, wie auch privaten. Gleich mehrere Länder haben Missionen laufen oder starten sie. „Die Arabischen Emirate sind dabei, Amerika natürlich, Japan, Indien, Russland. Viele Missionen zum Mond stehen an – sei es rein für die Oberflächenbegutachtung oder sogar die Erkundung mit Mondfahrzeugen“, so Wallner.
Zuletzt hat Südkoreas erste Mondsonde Bilder geliefert, im Dezember ist der Artemis-Probeflug ohne Crew im Pazifik gelandet und im neuen Jahr will die Raumfahrtbehörde NASA das Team für den ersten bemannten Mondflug seit den Apollo-Missionen bekanntgeben.

Jupiter wird Destination für neue ESA-Sonde
Der größte Planet unseres Sonnensystems – konkret seine Eis-Monde Europa, Ganimed und Kallisto – steht im Fokus der Forschung. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) will die Sonde Juice 2023 zu dem Gasriesen Jupiter entsenden. Nach einer Flugzeit von sechs Jahren, soll Juice mindestens drei Jahre lang mehr über die drei Monde herausfinden. Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass sich unter ihren Oberflächen Ozeane aus Wasser befinden. Ganymed steht im Fokus der Mission – der Mond könnte der einzige im Sonnensystem mit einem Magnetfeld sein. Die Wechselwirkungen mit Jupiters Magnetfeld soll Juice ebenfalls unter Lupe nehmen. Der Gasriese hat insgesamt 60 Monde.

Start für Vermessung des Universums
Nach James Webb 2021, soll 2023 ein weiteres Weltraumteleskop ins All gebracht werden – federführend ist diesmal die Europäische Weltraumorganisation ESA. Das Teleskop namens Euclid wird als Nachbar von James Webb in ähnlicher Entfernung ebenfalls in die Tiefen des Alls blicken. Die Hauptaufgabe der Sonde: Die Vermessung der Umgebung. „Euclid wird eine Himmelsdurchmusterung durchführen und das Ergebnis dreidimensional Darstellen. Mit Hilfe des Teleskops sollen so die großen Fragen zu dunkler Energie und dunkler Materie beantwortet werden“, sagt Stefan Wallner.
Das James Webb Weltraumteleskop ist bereits seit mehr als einem halben Jahr in Betrieb. Die Bilder sind um die Welt gegangen und haben selbst Forscherinnen und Forscher hinsichtlich Qualität überrascht. Astronom Wallner erwartet sich 2023 viele neue Erkenntnisse durch das Gemeinschaftsprojekt von mehreren Weltraumorganisationen inklusive der ESA.

Satelliten versperren Sicht
James Webb kreist 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt um die Sonne. Satelliten, wie wir sie für Navigation oder Internet nutzen, spielen dort keine Rolle. Von der Erde aus werden astronomische Beobachtungen hingegen immer schwieriger, sagt Stefan Wallner. Das Thema Satelliten und ihr negativer Einfluss auf die Sternenbeobachtung wird wohl 2023 ein immer brisanteres Thema werden.
Heuer soll in Chile das Vera Rubin Teleskop eröffnet werden. Durch seine fortschrittliche Bauweise mit mehreren Spiegeln kann es im Vergleich zu herkömmlichen Teleskopen einen größeren Teil des Himmels überblicken. „Für die nächsten ein bis zwei Jahrzehnte sind allerdings mehr als 430.000 neue Satelliten für All-Flüge angemeldet. Gerade bei Teleskopen mit großem Blickfeld führt das zu Problemen bei Beobachtungen.“
Das Weltall ist derzeit ein rechtsfreier Raum – künftig wird es laut Wallner aber Regulatorien brauchen, um die Forschung problemlos weiterführen zu können.