Junge Frau schneutzt sich in ein Taschentuch
WavebreakmediaMicro – stock.adobe.com
WavebreakmediaMicro – stock.adobe.com

Immunsystem nach Covid-19 geschwächt

Grippe, RVS und Covid: Die Erkrankungswelle in diesem Winter scheint kein Ende zu nehmen. Neue Studien legen nahe, dass die Abwehrkraft des Immunsystems nach einer CoV-Infektion so geschwächt ist, dass neue Viren ein leichtes Spiel haben.

Wer besonders stark an Covid-19 erkrankt ist, dessen Immunsystem ist danach für eine gewisse Zeit geschwächt. Das konnte nun auch wissenschaftlich nachgewiesen werden, sagt Erika Jensen-Jarolim, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie. Eine besondere Rolle spielen die T-Zellen im Blut, die Viren abwehren sollen. Diese werden im Fall einer Infektion aktiviert: Sie produzieren Botenstoffe, die virusbefallene Zellen abtöten können.

Diese „Killerzellen“ sind durch eine CoV-Infektion sehr lange geschwächt. Das heißt, sie funktionieren nicht mehr so gut, und ihre Zahl nimmt ab. Das wiederum habe zur Folge, dass die Immunantwort schwächer ausfällt, sagt Erika Jensen-Jarolim. So kann eine CoV-Infektion stärker werden, weil die Immunantwort quasi schachmatt gesetzt ist. Andererseits gebe es aber auch Bystander-Effekte, also Effekte auch auf andere Erkrankungen. Wenn man anderen Viren ausgesetzt ist, sei wahrscheinlich auch die Immunantwort dagegen geschwächt.

Erschöpfte Immunzellen

Normalerweise gilt eine starke Reaktion des Immunsystems auf ein Virus als günstig – im Sinne einer starken Abwehr. In diesem Fall kann eine intensive Reaktion jedoch auch negative Auswirkungen haben. So weiß man aus Studien, dass die Delta-Variante des Coronavirus besonders schwere Krankheitsverläufe zur Folge hatte, die durch eine Hyperinflammation gekennzeichnet waren – also durch eine besonders starke Entzündungsreaktion. Nach dieser extremen Entzündungsreaktion folgt eine Erschöpfung der Immunzellen.

Die Immunantwort kann aber auch durch einen weiteren Faktor gedämpft werden, nämlich durch myeloide Zellen, die ebenso Teil der körpereigenen Immunantwort sind. Diese können bestimmte Botenstoffe – immunsuppressive Mediatoren – ausschicken, die die Immunantwort unterdrücken. Dass solche natürlichen Immunzellen Botenstoffe ausschicken, die die eigentlich vernünftige antivirale Antwort unterdrücken, sei eine weitere Erklärung dafür, warum es zu einer schlechteren Immunantwort nach einer CoV-Infektion komme, so die Medizinerin.

Biomarker für Immunschwäche

Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass ein bestimmter Botenstoff – das TGFbeta – das Immunsystem ganz besonders stark unterdrückt. Dieser Botenstoff könnte ein Biomarker dafür sein, dass bestimmte Personen keine volle Immunantwort auf eine CoV-Infektion entwickeln können. Besonders gefährdet sind Menschen, die bereits andere Grunderkrankungen haben, etwa Herz- und Nierenprobleme und Autoimmunerkrankungen. Als guten Schutz empfiehlt Jarolim eine altbekannte Methode, nämlich: Masken tragen.