Krokusblüte im Park
APA/dpa/Lino Mirgeler
APA/dpa/Lino Mirgeler
Studie

Grünräume statt Medikamente

Ein kurzer Aufenthalt im Grünen hebt nicht nur die Laune, er ist auch sehr gesund. Das unterstreicht eine neue Studie aus Finnland: Menschen in Städten brauchen deutlich weniger Medikamente, wenn sie regelmäßig Parks und andere Grünanlagen besuchen, als jene, die lieber zuhause bleiben oder sich nur zwischen grauen Häusern bewegen.

Parks, Gärten, Zoos oder auch Friedhöfe – besonders für Stadtbewohnerinnen und -bewohner sind Grünanlagen enorm wichtig. Zahlreiche Studien legen nahe, dass nicht nur die Psyche, sondern auch die Gesundheit von einem Aufenthalt im Grünen profitiert, etwa das Herzkreislaufsystem oder die Atemwege. Auch „Blauräume“ – also urbane Flüsse, Teiche und Ähnliches – könnten positive Effekte haben. Wie die Forscherinnen und Forscher um Ana Turunen vom finnischen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt in ihrer soeben im Fachmagazin „Occupational & Environmental Medicine“ erschienenen Studie berichten, ist die bisherige Datenlage zum Nutzen von blauen und grünen innerstädtischen Zone allerdings durchwachsen.

Leben im urbanen Raum

Wie sehr der oder die einzelne wirklich profitiert, hat das Team nun indirekt gemessen, und zwar an der Menge von regelmäßig konsumierten Medikamenten. Die verwendeten Daten stammen aus dem „Helsinki Capital Region Environmental Health Survey in 2015-16“, an dem 16.000 Bewohner und Bewohnerinnen von drei großen finnischen Städten teilgenommen haben: Helsinki, Espoo und Vantaa. Gemeinsam bilden sie den größten urbanen Raum in Finnland. Erfasst wurde unter anderem, wie weit die mindesten 25 Jahre alten Personen von einem grünen oder blauen städtischen Bereich entfernt leben, sowie ob und wie viele Medikamente sie regelmäßig gegen Depressionen, Schlafstörungen, hohen Blutdruck oder Asthma einnehmen.

Außerdem wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen befragt, ob sie Bäume und andere Pflanzen oder irgendein Gewässer sehen, wenn sie aus ihrem Fenster blicken, und wie oft sie diesen Ausblick nutzen. Weiters mussten sie angeben, wie häufig sie die nahegelegenen Grünräume tatsächlich besuchen, zum Spazierengehen oder für Sport. Für die endgültige Auswertung wurden die Daten von 6.000 Personen verwendet. Auch potenzielle Einflussfaktoren wie Luftverschmutzung, Lärm, Bildung und Einkommen haben die Forscherin und ihr Team berücksichtigt.

Aufenthalt im Grünen

Es zeigte sich, dass es für den individuellen Medikamentenverbrauch keine Rolle spielt, wie viele Grün- und Blauräume es in der städtischen Umgebung insgesamt gibt. Auch der Blick ins Grüne oder Blaue dürfte die psychische wie körperliche Gesundheit – zumindest gemessen an den verwendeten Arzneimitteln – nicht beeinflussen.

Nur der Aufenthalt im Grünanlagen jeder Art hat eine messbare Wirkung: Personen, die sich drei bis vier Mal wöchentlich dort aufhalten, nehmen weniger Medikamente gegen Depressionen oder Schlafstörungen (33 Prozent), gegen hohen Blutdruck (36 Prozent) und gegen Asthma (26 Prozent) ein – verglichen mit jenen, die das im Schnitt seltener als einmal pro Woche tun.

Mehr Grünräume

Die beobachteten Korrelationen wurden etwas schwächer, wenn bei den Berechnungen das Körpergewicht berücksichtigt wurde, besonders im Fall von Asthmamedikamenten, das übergewichtige Personen im Schnitt häufiger betrifft. Vermutlich gehen übergewichtige Asthmakranke grundsätzlich seltener ins Grüne als schlanke und gesunde Menschen. Laut den Auswertungen profitieren die Bewohner und Bewohnerinnen aus den ärmsten Haushalten am meisten von der Bewegung im Grünen.

Wie die Forscherinnen und Forscher am Ende ihrer Arbeit betonen, müssen die grünen Erholungsräume für Menschen natürlich auch erreichbar sein. In finnischen Städten sowie in Finnland generell sei man da recht gut versorgt. Die meisten können ohne viel Aufwand ins Grüne. In anderen urbanen Räumen gebe es vermutlich noch Verbesserungsmöglichkeiten.