Drei Hausspatzen um einen Futterstelle
Gerhard Huber
Gerhard Huber
Ornithologie

Falscher Frühling veränderte Verhalten der Vögel

Bei der aktuellen Wintervogelzählung von BirdLife sind deutlich weniger Vögel in heimischen Gärten beobachtet worden als in den vergangenen Jahren. Verantwortlich dafür dürfte der falsche Frühling zu Jahresbeginn gewesen sein: Die Vögel blieben eher im Wald, wo genügend Nahrung vorhanden war.

Im Schnitt wurden 26 Vögel pro Garten gemeldet, das sind deutlich weniger als der Schnitt der vergangenen drei Jahre (30), berichtete Birdlife Österreich am Montag.

Hausspatz am häufigsten

Im 14. Jahr der Wintervogelzählung war der Haussperling (Hausspatz) der häufigste im Siedlungsraum anwesende Vogel und verwies den Vorjahressieger Kohlmeise und den Feldsperling (Feldspatz) auf die Plätze zwei und drei. BirdLife Österreich freute sich über einen neuen Teilnahmerekord bei der Stunde der Wintervögel: 24.532 Naturbegeisterte (Vorjahr: 23.464) meldeten insgesamt 474.554 Exemplare, im Jahr davor waren es noch 580.885 gewesen. In 458 Gärten wurde kein einziger Vogel gesichtet, das entspricht einer Steigerung von nahezu zwei Dritteln gegenüber dem Vorjahr.

Zwei Schwanzmeisen
Michaela Trapl-Grundschober
Zwei Schwanzmeisen

Die 26 Vögel pro Garten sind der niedrigste Wert, der jemals erreicht wurde. Dabei konnten Arten wie der Haussperling, die Türkentaube und auch der Stieglitz, die auch im Winter stark auf Siedlungen konzentriert sind, die Vorjahresergebnisse halten. „Bei Aaskrähen und Saatkrähen war eine leichte Zunahme im Vergleich zum Vorjahr bemerkbar, nachdem die Krähen in der Vergangenheit deutlich im winterlichen Bestand abgenommen hatten. Jeder zehnte Teilnehmende konnte sich über Schwanzmeisen an der Futterstelle freuen, was etwas über dem Vorjahreswert lag“, weiß Gabor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife.

Genügend Nahrung im Wald

„Die Vögel waren witterungsgünstige Selbstversorger“, erläuterte der Fachmann. Sie hielten sich am Zählwochenende (6. bis 8. Jänner 2023) eher außerhalb unserer Städte und Dörfer auf. Dafür gebe es einige Erklärungen: Es war ausreichend natürliche Nahrung vorhanden, weil wichtige Nahrungsbäume wie Fichten und Buchen im vergangenen Herbst erneut besonders viele Früchte ausbildeten, die zu Jahresbeginn kaum von Eis oder Schnee bedeckt waren. „Das bedeutet, dass die Vögel bei milder Witterung vermehrt im Wald bleiben und weniger in die Siedlungen einfliegen“, so Wichmann.

„Auch ein geringerer Zuzug von Vögeln aus dem Norden oder Nordosten Europas aufgrund milderer Winter wie auch eine mögliche bessere Nahrungsverfügbarkeit ebendort führen zu einem Rückgang unserer Wintervögel im Garten.“

Auswirkung der Klimaerwärmung

Besonders auffällig für den Ornithologen waren die überaus hohen Temperaturen zu Jahresbeginn, wodurch die Vögel bereits heftig zu zwitschern und ihre Reviere zu besetzen begannen. Solche bisher untypisch warmen Winter würden durch die Klimaerwärmung immer mehr zur Normalität. „Welche gravierenden Auswirkungen das auf den Vogelbestand hat, müssen wir zur Stunde der Wintervögel in den nächsten Jahrzehnten live beobachten“, so Wichman.