Getränkedosen mit Limonaden
©OlegDoroshin – stock.adobe.com
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Zuckersteuer

Teurere Softdrinks, weniger Kilos

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind übergewichtig. Neben fehlender Bewegung liegt das oft am zu hohen Zuckerkonsum. In Großbritannien versucht man dem Problem seit knapp fünf Jahren mit einer Steuer auf besonders süße Getränke zu begegnen – mit Erfolg, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Zucker ist in geringen Mengen zwar überlebenswichtig, zu viel davon kann aber schnell zu Übergewicht und anderen gesundheitlichen Problemen führen. Vor allem Kinder und Jugendliche greifen laut Experten zu häufig zu stark zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken – mit ernsten Folgen. Laut den Daten der Childhood Obesity Surveillance Initiative waren in Österreich 2019/2020 rund 30 Prozent der acht- und neunjährigen Buben und 24 Prozent der gleichaltrigen Mädchen übergewichtig, adipös oder sogar extrem adipös.

Mit dem zu hohen Gewicht erhöht sich auch schon in jungem Alter die Gefahr, an Diabetes zu erkranken, Herz-Kreislaufschwächen zu entwickeln und die Gelenke zu sehr zu belasten. Die zusätzlichen Kilos werden viele auch bis zum Erwachsenenalter nicht wieder los. Schätzungen zufolge werden rund 75 Prozent der übergewichtigen Kinder später zu übergewichtigen Erwachsenen.

Aufpreis für Zucker in Softdrinks

Auch in Großbritannien steigt das Gewicht der Kinder und Jugendlichen von Jahr zu Jahr an. „Letztes Jahr waren rund ein Viertel aller britischen Zehn- und Elfjährigen übergewichtig“, so die Gesundheitsforscherin Nina Rogers von der Universität Cambridge gegenüber science.ORF.at.

Ohne die britischen Gegenmaßnahmen der vergangenen Jahre wären die Zahlen laut Rogers aber wahrscheinlich noch höher, denn um etwas gegen die steigenden Kilos zu unternehmen, führte die britische Regierung im April 2018 eine Steuer auf besonders zuckerhaltige Getränke ein. Für Limonaden, die mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter enthalten, ist seitdem ein Aufpreis von umgerechnet rund 22 Cent pro Liter fällig. Bei Getränken mit mehr als acht Gramm Zucker pro 100 Milliliter sind es rund 30 Cent.

Anreiz für Getränkehersteller

In erster Linie sollte die Zuckersteuer Getränkehersteller dazu anregen, den Zuckergehalt in ihren Softdrinks zu reduzieren. „Das Ziel war es nicht, den Konsumentinnen und Konsumenten mehr Geld aus der Tasche zu ziehen“, stellt Rogers klar. Zahlreiche Unternehmen kamen dem auch nach und brachten zuckerreduzierte Versionen ihrer Getränke auf den Markt, bei anderen Softdrinks wurden die Preise hingegen der Steuer entsprechend erhöht.

Schon ein Jahr nachdem die britische Zuckersteuer eingeführt wurde, zeigte sie Wirkung – science.ORF.at hat berichtet. Laut Studiendaten nahm ein britischer Haushalt im März 2019 pro Woche 30 Gramm weniger Zucker zu sich als vor der Steuer. Der wöchentliche Zuckerkonsum reduzierte sich demnach im Schnitt um ein Zehntel oder rund drei Stück Würfelzucker.

Die dabei erhobene Reduktion klinge zwar vielleicht nach wenig, schon eine kleine Verringerung des wöchentlichen Zuckerkonsums könnte aber zahlreiche Kinder und Jugendliche davor bewahren, übergewichtig zu werden, sagt Rogers, die an der damaligen Studie nicht beteiligt war.

Tausende verhinderte Fälle

Wie sehr sich die Zuckersteuer aber konkret auf die britischen Kinder und Jugendlichen ausgewirkt hat, untersuchte Rogers nun zusammen mit einem Forschungsteam in einer aktuellen Studie. Darin analysierten die Forscherinnen und Forscher die umfangreichen Gesundheitsdaten britischer Schülerinnen und Schüler vom Jahr 2014 bis ins Jahr 2020, eineinhalb Jahre nach der Einführung der Steuer. Die Ergebnisse präsentieren sie derzeit im Fachjournal „PLoS Medicine“.

Auch dabei hat sich gezeigt, dass die Maßnahme wirkt. Das Forschungsteam verglich die Daten mit einem Modell, in dem es die Zuckersteuer nie gab und in dem sich der Trend der vergangenen Jahre ungehindert fortsetzte. Im Vergleich dazu war die tatsächliche Zahl der übergewichtigen Mädchen im Alter von zehn bis elf Jahren um acht Prozent geringer. Laut Rogers bedeutet das bei der Gruppe der Mädchen, dass in eineinhalb Jahren über 5.200 Fälle von Übergewicht verhindert wurden.

„Gesunde Lebensmittel leistbarer machen“

Ob die Steuer und die damit einhergehende Verringerung des Zuckerkonsums die einzigen Gründe dafür waren oder ob auch andere Faktoren verantwortlich sind, muss laut Rogers erst noch genauer geklärt werden. Bei den gleichaltrigen Buben hat sich jedenfalls kein derartiger Effekt gezeigt, auch nicht bei den noch jüngeren Schülerinnen und Schülern. Laut Rogers kann das verschiedene Gründe haben, unter anderem vermutet sie, dass Buben eventuell stärker auf die Werbungen der Getränkehersteller reagieren. Dass aber zumindest die Zahl der übergewichtigen Mädchen gesunken ist, sei schon einmal ein klarer Erfolg.

Auch andere Länder, inklusive Österreich, könnten laut Rogers von einer Zuckersteuer nach britischem Vorbild profitieren. Die Gesundheitsforscherin stellt aber auch klar, dass generell noch mehr für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen getan werden muss. Sehr wichtig sei unter anderem etwa, gesunde Lebensmittel leistbarer zu machen, um auch finanziell schwächeren Personen einen gesunden Einkauf zu ermöglichen.