Ein Passagierflugzeug zieht Kondensstreifen hinter sich her.
APA/dpa/Silas Stein
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Klimaerwärmung

Wie die Luftfahrt klimafit werden könnte

Der Flugverkehr gehört zu jenen Bereichen, die am schwierigsten klimaneutral gemacht werden können. Eine neue Studie fasst die notwendigen Schritte zusammen. Das Kurzfazit: deutlich weniger Flüge sowie alternative Treibstoffe und effizientere Flugzeuge.

Rund 3,1 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes geht auf die Kappe der Luftfahrt. Andere Gase, etwa Stickoxide und Wasserdampf, sind aber noch weit klimarelevanter als Kohlendioxid. Schon das Transport-Kapitel des jüngsten IPCC-Berichts unterstrich die enorme Bedeutung des Sektors. Die Fachleute betonten, dass es nicht ausreichen wird, modernere, effizientere und leichtere Flugzeuge zu entwickeln.

Vielmehr werde es darauf ankommen, Landstreckenflüge möglichst zu vermeiden, und Kurzstreckenflüge durch den Ausbau des Zugverkehrs überflüssig zu machen – allein dies könnte bis zu 40 Prozent der Emissionen vermeiden, die aus dem Luftverkehr stammen. Der IPCC-Bericht kritisierte zudem sehr deutlich, dass die Minderungsambitionen im Flugsektor deutlich hinter denen in anderen Bereichen zurückbleiben.

Nullemissionsziel bis 2050

Ein Team um Candelaria Bergero von der University of California untersuchte nun, welche möglichen und notwendigen Veränderungen es braucht, um für die Luftfahrt das Nettonullemissionsziel möglichst bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Dafür analysierten die Fachleute etwa das künftige Flugaufkommen, die Energie- und Kohlenstoffintensität der genutzten Treibstoffe und das grundsätzliche Potenzial von alternativen nicht-fossilen Treibstoffen. Zudem ermittelten sie auch, in welchem Umfang es den Einsatz von negativen Emissionstechnologien brauchen wird, um nicht vermeidbare Emissionen zu kompensieren.

Allein 61 Prozent der Flugemissionen wären durch eine veränderte Nachfrage vermeidbar, schreiben sie im Fachjournal „Nature Sustainabilty“. Durch eine verbesserte Energieeffizienz im Vergleich zu Business-as-usual-Szenarien wären es 27 Prozent. Allerdings wird es der Studie zufolge unumgänglich sein, im großen Maßstab Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entnehmen, um etwa die Emissionen von Wasserdampf aus dem Flugverkehr zu kompensieren, die unvermeidlich und stark klimaschädlich sind.

Kritik und konkrete Vorschläge

Dieser Fokus auf Technologien und Infrastrukturen, die es zum Teil noch gar nicht gibt, kritisiert der nicht an der Studie beteiligte Klimaexperte Stefan Gossling von der Linnaeus Universität in Kalmar, Schweden. „Diese Vorschläge verschieben die Lösung in die Zukunft – ohne dass wir wissen, ob es diese Lösungen geben wird.“

Aus seiner Sicht gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die geeignet wären, um den Luftverkehr zu dekarbonisieren: allen voran eine Steuer von rund 300 Euro pro Tonne CO2 und eine verpflichtende Nutzung alternativer Brennstoffe, außerdem die Besteuerung von Premiumklasse- und Privatflügen. „Denn ein Privatflugzeug emittiert in etwa sechs Stunden so viel wie ein Durchschnittseuropäer in einem Jahr.“ Weiters schlägt der Experte vor, Werbung zu verbieten, „die suggeriert, man habe die Umweltprobleme gelöst. Die Airlines sind aktiv wie nie, um sich selbst als grün zu bewerben. Dafür gibt es keinerlei Belege, die absoluten Emissionsmengen steigen kontinuierlich.“