Ein Fischer fischt, im Hintergrund schwimmt ein Delfin
Bianca Romeu, Departamento de Ecologia e Zoologia
Bianca Romeu, Departamento de Ecologia e Zoologia
Verhaltensforschung

Video: Delfine jagen aktiv mit Menschen zusammen

Delfine arbeiten in Brasilien mit Menschen aktiv bei der Fischjagd zusammen. Dabei profitieren beide voneinander, wie Forscher beobachtet und in Videos dokumentiert haben. Die seit über einem Jahrhundert bestehende Fangtradition ist jedoch gefährdet.

Delfine – sogenannte Große Tümmler – treiben vor der brasilianischen Küste der Stadt Laguna Schwärme von Meeräschen vor sich her. Dadurch erhöhen sie für kurze Zeit die Fischdichte im Wasser und signalisieren den im Wasser stehenden Fischern, wo sie ihre Netze auswerfen müssen. Die Delfine steuern dieses Verhalten aktiv, wie ein Forschungsteam um Fabio Daura-Jorge von der Universität im brasilianischen Santa Catarinain der Fachzeitschrift „PNAS“ berichtet.

Bessere Fangquoten für beide

„Es war bekannt, dass die Fischer das Verhalten der Delfine beobachten, um festzustellen, wann sie ihre Netze auswerfen sollten“, erklärte Daura-Jorge. „Aber wir wussten nicht, dass die Delfine ihr Verhalten aktiv mit den Fischern koordinieren.“

Sowohl Delfinen als auch Menschen nützt diese seit rund 140 Jahren bestehende Jagdtradition. Wie die Forscher herausfanden, profitieren die Delfine durch eine um 13 Prozent höhere Überlebensrate im Vergleich zu ihren allein jagenden Artgenossen. Die Fischer wiederum fangen rund viermal mehr Fische als ohne die Meeressäuger.

Kooperation von Delfinen und Fischern

Lokale Besonderheit …

Dabei sei das kooperative Verhalten bei den Delfinen nicht genetisch bedingt, betonten die Forscher. Es sei vielmehr eine Besonderheit der Delfinpopulation bei Laguna. Sowohl Delfine als auch Menschen würden ihr Wissen an nachfolgende Generationen weitergeben.

Modellrechnungen zeigen jedoch, dass die Zusammenarbeit von Delfin und Mensch gefährdet ist. Denn in den vergangenen Jahren ging die Zahl der Fische in der Region stark zurück. Auch gebe es seitens der Küstenbevölkerung weniger Interesse, die spezielle Jagdtechnik zu erlernen.

… in Gefahr

„Unsere Berechnungen zeigen, dass die Zusammenarbeit entweder für die Delfine oder die Fischer uninteressant werden könnte, wenn die gegenwärtige Entwicklung anhält“, erklärte Daura-Jorge. Um die Zusammenarbeit von Delfin und Mensch zu bewahren, sei es nötig, die Gründe für den Rückgang bei den Meeräschen besser zu verstehen und nachhaltigen Fischfang zu fördern.

Für die Studie hatten Forscher aus Brasilien und vom deutschen Max-Planck-Institut rund 15 Jahre lang das Verhalten der Fischer und Delfine beobachtet. Dabei nutzte sie auch Drohnen und Unterwasseraufnahmen.