Rauch über Bäumen
AFP – OLIVIER MORIN
AFP – OLIVIER MORIN
Studie

Klimaziel von 1,5 Grad nicht realistisch

Das Klimaziel, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist nach Ansicht deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unrealistisch. Vor allem das Verhalten von Unternehmen bremse den weltweit dringend notwendigen Klimaschutz, schreiben sie in ihrer Studie.

„Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius ist derzeit nicht plausibel“, heiß es in einer Mitteilung der Universität Hamburg zum „Hamburg Climate Futures Outlook 2023“.

Für die Studie haben rund 60 Sozial- und Naturwissenschaftler in einem interdisziplinären Team zehn gesellschaftliche, klimarelevante Faktoren untersucht. Dazu zählen sie die UNO-Klimapolitik, die Gesetzgebung zum Klimaschutz, Proteste, soziale Bewegungen, transnationale Initiativen, Klagen vor Gericht, Konsumverhalten, den Abzug von Investitionen aus der fossilen Wirtschaft, die Wissensproduktion und die Medien.

Sozialer Wandel „entscheidend“

Es sei einiges in Bewegung gekommen. Doch die notwendige umfassende Dekarbonisierung, also die Reduktion von Kohlendioxidemissionen, „verläuft einfach zu langsam“, so die Leiterin des Exzellenzclusters „Klima, Klimawandel und Gesellschaft“ (Cliccs), Anita Engels. Das Verhalten von Unternehmen bremse den Klimaschutz, aber auch das von Konsumenten und Konsumentinnen. Und auch die Medien verhalten sich nach Ansicht der Autorinnen und Autoren ambivalent: Einmal unterstützten sie das Ziel einer CO2-neutralen Gesellschaft, einmal unterminierten sie es.

Die physikalischen Prozesse wie der Verlust des arktische Meereises, das Schmelzen der Eisschilde und die regionalen Klimaveränderungen halten die Wissenschafter zwar für gravierend. „Auf die globale mittlere Temperatur bis 2050 haben sie aber kaum Einfluss“, hieß es in der Mitteilung.

Entscheidend sei der soziale Wandel. Der reiche aber bisher nicht aus. Die staatlichen Investitionen, um die Folgen der Coronavirus-Pandemie und des russischen Einmarsches in die Ukraine abzumildern, hätten die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen noch verfestigt. „Verfehlen wir die Klimaziele, wird es umso wichtiger, sich an die Folgen anzupassen“, sagte die Sozialwissenschaftlerin Engels.