Ein chinesisches Baby in rosa Jäckchen weint
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Studie

Babygeschrei aktiviert „Zentrum der Enttäuschung“

Schreiende Babys lösen in Menschen gemischte Gefühle aus. Einerseits kann das Geschrei auf die Nerven gehen, andererseits löst es das Bedürfnis aus, das Kind zu trösten. Eine Studie aus der Schweiz zeigt nun, dass dabei eine Gehirnregion aktiviert wird, die auch als „Zentrum der Enttäuschung“ bekannt ist.

Elterliche Fürsorge wird von einer Gehirnstruktur für die Verarbeitung negativer Emotionen diktiert. Das zeigt die Studie der Universität Lausanne, die nun im Fachjournal „Neuron“ veröffentlicht wurde. Zu dieser Erkenntnis führten Experimente an Mäusen. Das Forschungsteam brachte weibliche, kinderlose Mäuse mit schreienden Jungen im Alter von zwei bis fünf Tagen zusammen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachteten dabei das Verhalten und die Gehirnaktivität der erwachsenen Mäuse. Das Ergebnis: Etwa 75 Prozent der Nager näherten sich dem Baby und brachten es in ein sicheres Nest zurück. In den Hirnen der Mäuse stieg dabei die Aktivität in der sogenannten lateralen Habenula. Diese Gehirnregion ist auch als „Zentrum der Enttäuschung“ bekannt. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung negativer Emotionen.

Gehirnstruktur diktiert Elterninstinkt

Das deute darauf hin, dass sich erwachsene Mäuse gegenüber Neugeborenen fürsorglich verhalten, um das Problem der mühsamen Schreie zu vermeiden. Das reicht laut dem Forschungsteam jedoch nicht aus, um das Verhalten der Nagetiere zu erklären. Wurden die Mäuse nämlich anderen unangenehmen Tönen ausgesetzt, flohen sie. Mit anderen Worten: Ohne ein Baby in der Nähe entfernten sie sich einfach von der Quelle der Unannehmlichkeiten.

„Es gibt also eine genetische Basis, die sich in der lateralen Habenula befindet, die erklären könnte, warum Mäuse sich den Jungen nähern und sich ihrer annehmen“, wurde Studienleiter Manuel Mameli in einer Mitteilung der Universität Lausanne zitiert. Künftig will Mameli ähnliche Experimente auch mit Mäuseeltern, sowie mit männlichen, kinderlosen Mäusen durchführen. Dies mit dem Ziel, mehr über Erkrankungen wie die postnatale Depression zu verstehen.