Krebsstatistik

Pandemiebeginn verzögerte Krebsdiagnosen

Die Zahl der Neuerkrankungen an Krebs war im Jahr 2020 mit 43.014 ähnlich hoch wie in den Jahren vor dem Beginn der Pandemie. Das geht aus der vor dem Weltkrebstag am 4. Februar veröffentlichten Krebsstatistik hervor. Allerdings, so die Statistik Austria, führte der Beginn der Pandemie in Österreich zu einer deutlichen Verschiebung der Diagnosen auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr.

„Bei mehr als 43.000 Menschen wurde im Jahr 2020 eine Krebserkrankung diagnostiziert. Das sind annähernd so viele Neudiagnosen wie in den Jahren vor der Pandemie. Die Analyse der Daten zeigt allerdings eine deutliche Verschiebung der Diagnosen auf der Zeitachse: Im Vergleich zu den Vorjahren wurden zwischen März und Mai 2020 rund 1.600 weniger Krebsdiagnosen gestellt, zwischen Juni und September 2020 hingegen rund 1.070 mehr. Welche Auswirkungen die verzögerten Diagnosen auf die Therapie und die Heilungschancen haben, werden wir erst in ein paar Jahren sehen“, erläuterte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Laut Statistik Austria gab es im Jänner und Februar um rund 540 Neudiagnosen mehr als im Durchschnitt der Vorjahre. Dann kam der Pandemiebeginn. Von Oktober bis November wurden im Vergleich zu den Vorjahren rund 220 Diagnosen weniger gestellt, während im Dezember die Zahl der Krebsneudiagnosen um knapp 180 Fälle über dem Durchschnitt der Vorjahre lag.

Zeitlich passen die Zeiträume mit Rückgängen zu den Zeitpunkten der Lockdowns im Jahr 2020, betonte die Statistik Austria. Das Ausmaß der Veränderungen variiere in Abhängigkeit von der Tumorlokalisation. Die geringere Fallzahl im Jahr 2020 sei zum Teil auch auf eine Umstellung der Datenbasis der Krebsstatistik zurückzuführen. Entsprechend der Krebsstatistikverordnung 2019 sind laut Statistik Austria ab Mitte 2019 Personen, die zum Zeitpunkt der Diagnoseerstellung keinen aufrechten Hauptwohnsitz in Österreich haben, nicht mehr in der Statistik enthalten. Im Vergleich zur bisherigen Vorgehensweise ergibt sich daraus für das Jahr 2019 eine Reduktion von etwa 320 Fällen und für das Jahr 2020 von knapp 600 Fällen.

Gesamtbild unverändert

Das Gesamtbild der Neuerkrankungen war der Statistik Austria zufolge 2020 im Vergleich zu den Vorjahren unverändert. In dem Jahr erhielten in Österreich 19.641 Frauen und 23.373 Männer eine Krebsdiagnose. Die häufigsten Diagnosen waren bösartige Tumore der Brust bei Frauen (5.443 Fälle) und bösartige Tumore der Prostata bei Männern (6.126 Fälle), gefolgt von bösartigen Tumoren der Lunge (4.799 Fälle) und bösartigen Tumoren des Dickdarms bzw. Enddarms (4.427 Fälle).

Auf Brustkrebs entfielen 2020 rund 28 Prozent der Neuerkrankungsfälle bei Frauen sowie 17 Prozent aller Krebssterbefälle. Damit war Brustkrebs bei Frauen auch die häufigste krebsbedingte Todesursache. Prostatakrebs machte rund ein Viertel (26 Prozent) aller 2020 neu diagnostizierten bösartigen Neubildungen bei Männern aus und war 2020 für etwa jeden achten Krebstodesfall (zwölf Prozent) bei Männern verantwortlich.

Lungen- und Brustkrebs am häufigsten tödlich

Lungenkrebs stand 2020 mit 2.011 Fällen (zehn Prozent) bei Frauen und 2.788 Fällen (zwölf Prozent) bei Männern jeweils an zweiter Stelle der Krebsneuerkrankungen. Mit etwa jedem fünften Krebssterbefall nahm Lungenkrebs bei Männern den ersten Rang unter den krebsbedingten Todesursachen ein (21 Prozent), bei Frauen stand er nach Brustkrebs an zweiter Stelle (17 Prozent). Nachdem das Erkrankungsrisiko in den vergangenen Jahren bei Frauen stark zugenommen hatte, ist es seit 2016 relativ stabil. Dieser Trend zeigt sich beim Sterberisiko allerdings noch nicht.

Die dritthäufigste Lokalisation bei den Neuerkrankungen 2020 war Dickdarmkrebs mit 1.923 Fällen (zehn Prozent) bei Frauen und 2.504 Fällen (elf Prozent) bei Männern. Dickdarmkrebs war für rund zehn Prozent der Krebssterbefälle verantwortlich. Das Risiko einer Darmkrebserkrankung ist für Frauen deutlich geringer als für Männer und sank in den vergangenen Jahren für Frauen und Männer gleichermaßen.

Lebensstil und Vorsorge

An Krebs gestorben sind 2020 insgesamt 20.816 Menschen, was um rund 500 mehr waren als 2019. Das relative Fünf-Jahres-Überleben lag bei 61 Prozent.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) machte unterdessen darauf aufmerksam, dass jeder zweite Krebstodesfall in Europa verhindert werden könnte, durch einen gesunden Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Daher appellierte die ÖGK an alle Versicherten: „Gehen Sie zur Vorsorge!“ Andreas Krauter, Chefarzt der ÖGK, betonte: „Der jährliche Gesundheits-Check gibt umfassenden Einblick in die eigene Gesundheit und hilft dabei rechtzeitig positive Veränderungen anzustoßen.“