In der Arktis gefundener Plastikmüll
Alfred-Wegener-Institut / Melanie Bergmann
Alfred-Wegener-Institut / Melanie Bergmann
Umwelt

Plastikmüll in der Arktis stammt aus aller Welt

In der Arktis findet sich Plastikmüll aus allen Teilen der Welt. Das zeigt eine neue Studie, für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Arktisreisen fünf Jahre lang Müll an den Stränden von Spitzbergen gesammelt hatten.

Der Großteil der insgesamt gefundenen Abfälle gehe auf Fischerei und Schifffahrt zurück, wie ein Forscherinnenteam um Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven im Fachmagazin „Frontiers in Marine Science“ berichten. Etwa ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Mülls stamme aus Europa, ein großer Teil aus Deutschland. „Plastikmüll ist ein globales Problem, das auch die scheinbar unberührte Wildnis des hohen Nordens nicht verschont“, hieß es in einer AWI-Mitteilung.

Älteste Stücke aus den 1960er Jahren

Für die Erhebung hatten Arktistouristen und -touristinnen bei Landgängen an 14 abgelegenen arktischen Stränden Abfall gesammelt. Von 2016 bis 2021 kamen demnach 23.000 Stücke zusammen, die 1,62 Tonnen wogen. 80 Prozent der gesammelten Abfälle seien Plastikmüll. Die genaue Herkunft sei bei den meisten Abfallteilen nicht mehr zu bestimmen gewesen. „Aufgrund der Kälte zersetzt sich Plastik in polaren Gebieten wahrscheinlich noch schneller in kleinere Fragmente“, erklärte Melanie Bergmann.

Der älteste identifizierte Gegenstand war den drei beteiligten Forscherinnen zufolge ein wahrscheinlich in den 1960er-Jahren produziertes Flaschenfragment aus Norwegen. Zu den jüngsten Teilen gehörte ein Schuh aus Deutschland von 2012/2013.

Aus nahen und aus fernen Ländern

Insgesamt fanden die Wissenschaftlerinnen bei etwa einem Prozent des Mülls (206 Stücke) Aufschriften oder Einprägungen, die auf die Herkunft schließen ließen. Mehrheitlich stammten diese Teile demnach aus Anrainerstaaten der Arktis wie Russland (32 Prozent) und Norwegen (16 Prozent). Aber selbst aus fernen Ländern wie Brasilien, China und den USA wurden Müllstücke nachgewiesen. Abfall aus Deutschland machte acht Prozent der identifizierbaren Teile aus. „Vor dem Hintergrund, dass Deutschland Europameister sowohl in der Plastikproduktion als auch in Müllexporten ist, erscheint dieser verhältnismäßig hohe Beitrag weniger verwunderlich“, sagte Bergmann.

Vor allem auf Schiffen und in der Fischerei müsse es ein besseres Abfallmanagement geben, fordern die Wissenschaftlerinnen. „Mindestens genauso wichtig ist die massive Reduktion der globalen Plastikproduktion, insbesondere in den Industrienationen Europas, Nordamerikas und Asiens“, sagte Bergmann.