Gesundes Essen auf einer Tischplatte
Matl/ORF
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Epigenetik

Fasten verlangsamt Alterung

Wer um ein Viertel weniger Kalorien zu sich nimmt, kann Alterungsprozesse im Körper zumindest ein bisschen bremsen. Das zeigt eine zwei Jahre lange Studie mit gesunden Erwachsenen, bei der spezielle Erbgutveränderungen als Maßstab für das biologische Alter verwendet wurden.

Fasten kann das Leben verlängern, zumindest das von Hefen, Fruchtfliegen, Mäusen und Ratten – vorausgesetzt die Lebewesen nehmen ausreichend Nährstoffe zu sich. Ob das auch für Menschen gilt, ist dagegen weitaus weniger eindeutig. Ziemlich sicher gibt es indirekte Effekte, unter anderem dadurch, dass man durch eine Diät in der Regel Gewicht verliert, was sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, etwa auf den Blutdruck oder den Blutzucker. Und gesunde Personen haben eine höhere Lebenserwartung.

Ob eine Kalorienreduktion aber auch direkte lebensverlängernde Effekte nach sich zieht, ist viel schwieriger zu untersuchen. Das liegt zum einen daran, dass man Menschen nicht in kontrollierte Laborsettings stecken kann. Außerdem lässt sich Alterung an sich nicht so einfach messen. Mittlerweile gibt es aber einige molekularbiologische Marker, die Forscher und Forscherinnen nutzen, um das biologische Alter eines Organismus zu beurteilen. Auch das Team um Daniel Belsky von der Columbia University in New York hat für seine experimentelle Langzeituntersuchung solche chemischen Veränderungen als ein Art biologische Uhr des Lebensalters verwendet.

Veränderungen im Erbgut

An der CALERIE-Studie („Comprehensive Assessment of Long-Term Effects of Reducing Intake of Energy“) nahmen 220 gesunde Männer und Frauen teil, eine Hälfte der Probanden und Probandinnen nahm zwei Jahre lang um 25 Prozent weniger Kalorien zu sich, die andere Hälfte bekam Normalkost verordnet. Um das biologische Alter zu bestimmen, wurden am Anfang, nach zwölf und nach 24 Monaten Blutproben analysiert.

Dazu nutzte das Team sogenannte Methylierungsmarker auf dem Erbgut der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, das aus weißen Blutzellen extrahiert worden war. Die chemischen Markierungen zeigen epigenetische Veränderungen – also solche, die die DNA zwar nicht direkt verändern, aber dennoch Auswirkungen auf die Funktion der Gene haben. Man weiß, dass sich diese Marker unter anderem mit dem Alter verändern.

Epigenetische Uhren

Anhand dieser epigenetischen „Uhren“ kann man laut Belsky und Co. das „eigentliche“ biologische Alter einer Person einschätzen – also in welchem Alter die festgestellten Veränderungen „normal“ wären. Außerdem wurden auf Basis solcher Marker auch Rückschlüsse auf das Alterungstempo des Organismus gezogen.

Die Messmethode für dieses Tempo hat das Team um Belsky in einer früheren Studie auf Basis von Langzeitdaten aus Neuseeland entwickelt. Dabei wurden Veränderungen von 19 Biomarkern über 20 Jahre analysiert und zu einem Gradmesser für das Alterungstempo kompiliert. Der Name des dafür verwendeten Algorithmus: DunedinPACE (DNA-methylation biomarker of Pace of Aging, Computed from the Epigenome).

Lebenstempo ändert sich

Wie die Forscher und Forscherinnen nun im Fachmagazin „Nature Aging“ berichten, waren bei diesem „Geschwindigkeitsmesser“ für die Lebenszeit nach zwei Jahren Fasten tatsächlich Veränderungen messbar. Das Tempo habe sich um zwei bis drei Prozent verlangsamt. Das entspreche einer Verringerung des Sterberisikos um zehn bis 15 Prozent, vergleichbar etwa mit einem Rauchstopp.

Bei den anderen “Lebensuhren" konnten hingegen keine Auswirkungen des Fastenprogramms nachgewiesen werden. Vielleicht reagiert das Alterungstempo sensibler auf solche Interventionen, so eine Vermutung der Studienautoren und -autorinnen. In einer Folgestudie mit denselben Probanden und Probandinnen untersuchen sie nun, ob die Kalorienreduktion andere positive Langzeiteffekte für den Körper zur Folge hat, etwa ob die auch Diät hilft, das Risiko für altersbezogene Krankheiten zu senken.