Mondstaub, der die Sonne vernebelt (künstlerische Darstellung)
Geoengineering

Mondstaub könnte das Klima kühlen

Technische Eingriffe ins Klima sind zwar umstritten, manchen sehen sie aber als einzigen Ausweg, um die Klimaziele noch zu erreichen. Einen besonders gewagten Ansatz präsentieren nun US-Physiker: Man könnte Mondstaub ins Weltall befördern – und so die Erde mit einem kosmischen Sonnenschirm ausstatten.

Vor 460 Millionen Jahren kam es in der Region zwischen Mars und Jupiter zu einem Zusammenstoß in gigantischem Ausmaß. Vermutlich waren es Asteroiden, die eine Staubwolke in Richtung Erde beförderten – und auf unserem Planeten eine Eiszeit auslösten. Dass kosmischer Staub das Klima verändern kann, ist also bewiesen. Fraglich ist nur, ob man das auch auf kontrollierte Art und Weise machen kann.

Rein aus physikalischer Sicht wäre das jedenfalls möglich, sagt Benjamin Bromley von der University of Utah. Zufälligerweise hat Mondstaub genau die richtige Größe und auch die richtigen Materialeigenschaften, um das Sonnenlicht wirkungsvoll zu streuen. Ca. zehn Millionen Tonnen bräuchte es, um einen nennenswerten Klimaeffekt zu erzielen, sagt Bromley.

Kanone mit Mondstaub

Wegen der Sonnenwinde bliebe der Staub dann allerdings nicht ewig im Weltraum am richtigen Ort. Realistisch seien Monate, maximal ein Jahr, dann müsste man den Sonnenschirm aus Mondstaub wieder erneuern.

Was zur Frage führt: Wie würde man den Staub ins All befördern? Das sei mit Stand der Technik durchaus möglich, sagt der Astrophysiker. Dafür bräuchte man erstens eine Mondbasis, wo der Staub gesammelt wird, sowie zweitens eine Art Kanone auf zwei Schienen. Eine solche „Railgun“ nutzt etwa die US-Navy. Sie kann Objekte enorm beschleunigen.

Wie in Hollywood

Der US-amerikanische Astrophysiker ist eigentlich Spezialist für die Entstehung von Planeten. Mit kosmischem Staub kennt er sich also bestens aus – dass er seine Formeln nun für eine Variante des Geoengineering verwendet, die an Hollywood erinnern könnte, hat damit zu tun, dass er sich wie seine Kollegen Sorgen darüber macht, dass die Menschheit die Klimaerhitzung wird aufhalten können, jedenfalls mit normalen Mitteln. „Die technische Lösung würde uns ein bisschen Zeit verschaffen und eine weitere Erhitzung der Erde vorbeugen“, so Bromley.

Seine Berechnungen, die nun im Fachblatt „PLOS Climate“ veröffentlicht wurden, sind freilich nur eine Machbarkeitsstudie für den Extremfall. Natürlich sei dies kein Ersatz für den Klimaschutz, „wir müssen hier und jetzt die Emissionen herunterfahren“, betont der Astrophysiker. Aber es könne nicht schaden, vorbereitet zu sein für so einen „Moon-Shot“ der anderen Art. Und dazu gehören eben auch die physikalischen Berechnungen – die er hiermit erledigt habe, sagt Bromely.