Mann tippt in Laptop-Tastatur
beeboys – stock.adobe.com
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Registerdaten

„Mit dem Tempo brauchen wir bis 2040“

Mehr Daten für die Wissenschaft – dazu hat es nicht zuletzt durch die Erfahrungen in der Pandemie viele Bekenntnisse aus der Politik gegeben. Eine aktuelle Anfrage zeigt nun aber: Kaum ein Ministerium hat bisher Registerdaten für das neue Mikrodatenzentrum freigegeben. Das Interesse der Wissenschaft ist nach wie vor hoch.

Seit einem Dreivierteljahr gibt es ein Mikrodatenzentrum bei der Statistik Austria, dort sollen Datensätze von Behörden der Wissenschaft unter strengen Auflagen zur Verfügung gestellt werden. NEOS hat Anfragen an alle Ministerien geschickt, wie man hier weiter vorgehen möchte. „Viele Ministerien haben nicht einmal gesagt, wann und ob sie bereit sind, diese Daten freizugeben“, so NEOS-Abgeordneter Douglas Hoyos. „Und damit gehen natürlich ganz viele Informationen verloren.“

Zumindest 129 Register, also von Behörden erhobene und aktualisierte Datensätze, gebe es, die für Forschungsarbeiten interessant wären. Inhaltlich sind sie breit gestreut, von der Gesundheit bis hin zu Informationen über Haushalte und Unternehmen in Österreich. „Wenn wir das so weitermachen wie bisher, dann sind wir irgendwann 2040 fertig“, so Hoyos, und er kritisiert: „Das zeigt, wie unambitioniert die Ministerien in dieser Frage sind.“

Großes Interesse an besseren Daten

Im Gegensatz dazu ist das Interesse der Wissenschaft hoch, mit Daten öffentlicher Stellen zu arbeiten. Der Ökonom Harald Oberhofer vernetzt mit der Plattform Registerforschung viele Forschende in diesem Bereich, er hält das Interesse nicht für überraschend: „Weil eben das erste Mal die Möglichkeit besteht, mit besseren Individualdaten Forschungsfragen zu beantworten.“ Bei vielen Vorhaben sei jedoch offen, ob man die notwendigen Daten auch verwenden kann, so Oberhofer.

In den skandinavischen Ländern ist es seit vielen Jahren üblich und unumstritten, dass mit Hilfe von Registerdaten geforscht wird. In der Pandemie war auch dadurch die Grundlage vorhanden, um schnell und genau zu erheben, wer wie sehr an Covid-19 erkrankt ist und für wen die Impfung welchen Nutzen bringt.

Datengestützte Aufarbeitung fraglich

In Sachen Pandemieaufarbeitung sieht Oberhofer auch viel Potenzial in Österreich: „Wenn wir jetzt die Covid-19-Pandemiepolitik aufarbeiten wollen, dann muss man sich auch anschauen, wie die Maßnahmen gewirkt haben? Und um das evaluieren zu können, werden Daten eine Voraussetzung sein.“ Er fürchtet, „dass nicht ausreichend Daten zur Verfügung stehen werden, um diesen Prozess datengestützt begleiten zu können“.

Das betreffe die Gesundheit ebenso wie – aktuell – den Bereich von Hilfszahlungen und Teuerungsausgleich, so Oberhofer von der Plattform Registerforschung. NEOS plant demnächst, einen Antrag zum Thema an Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP) zu richten.