Die Landnutzung durch den Menschen, etwa für Landwirtschaft, gilt als wichtigster Faktor für den Verlust der Biodiversität. Wie sich die Artenvielfalt auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen nach einiger Zeit ohne anthropogene Störfaktoren regeneriert, hat ein Team unter der Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) sowie der Universitäten Leipzig und Halle-Wittenberg untersucht, dem auch Adam Clark vom Institut für Biologie der Universität Graz angehörte.
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen analysierten die Biodiversität und Artenzusammensetzung auf Grünlandflächen in Minnesota (USA), deren landwirtschaftliche Nutzung zwischen 1927 und 2015 eingestellt wurde. Und sie verglichen diese stillgelegten Flächen mit Grünland, das nie beackert worden war.
Langwierige Renaturierung
Wie sie nun in einer im Fachblatt „Journal of Ecology“ veröffentlichten Studie berichten, hatten sich die stillgelegten Felder und Weiden ohne aktive Renaturierungsmaßnahmen selbst nach 80 Jahren noch nicht erholt hatten. Die früheren landwirtschaftlichen Flächen wiesen nur 65 Prozent der Artenzahl auf den unberührten Flächen auf.
Kurz nach der Stilllegung siedelten sich auf den alten Feldern vor allem Unkrautpflanzen und andere wenig störungsanfällige Arten an. Nach und nach kamen auch solche Pflanzen dazu, die typischerweise auf unberührten Flächen zu finden waren. Allerdings gab es auch 63 Arten, die ausschließlich im unberührten Grünland zu finden waren und sich nicht wieder auf den Renaturierungsflächen ansiedelten. Dort kamen hingegen mehr fremde Arten wie Gräser und Unkräuter vor, die typisch für ehemalige Nutzflächen sind.
Art der Nutzung entscheidend
„Enormen Einfluss“ auf die Erholung des Grünlands hat die Intensität und Art der früheren landwirtschaftlichen Nutzung, erklärte Clark gegenüber der APA. Während sich eine intensive Bewirtschaftung, etwa mit sehr hoher Tierdichte oder einer hohen Düngerausbringung, negativ auf die Pflanzenvielfalt auswirke, habe eine Beweidung mit geringer Intensität in der Regel kaum negative Auswirkungen – „richtig durchgeführt, kann sie sogar die Pflanzenvielfalt erhöhen“, so der Biologe.
Die Erkenntnisse könnten zu konkreten Renaturierungsmaßnahmen führen, die der Biodiversität bei der Regeneration helfen. Als Beispiel nennen die Forscher und Forscherinnen etwa das Aussäen oder Pflanzen von Arten, die sich auf alten Feldern nicht von allein ansiedeln, oder das Management exotischer Arten, um den Wettbewerb mit den einheimischen Pflanzen zu reduzieren.