Künstlerische Darstellung: Mini-Asteroid zwischen Jupiter und Saturn
N. Bartmann (ESA/Webb), ESO/M. K
N. Bartmann (ESA/Webb), ESO/M. K
Entdeckung

Miniasteroid erstaunt die Fachwelt

Mit Hilfe des James-Webb-Teleskops ist es gelungen, einen Miniasteroiden zwischen Mars und Jupiter zu erspähen, obwohl er kaum Licht von der Sonne reflektiert: Wie so oft half auch hier der Zufall der Wissenschaft auf die Sprünge.

Der noch namenlose Himmelskörper ist 100 bis 200 Meter groß, also für einen Asteroiden durchaus ein Winzling. Jedenfalls ein Objekt, das auf dem Himmelszelt nicht gerade einfach zu entdecken ist: Denn die Entfernung beträgt mehr als 130 Millionen Kilometer – über diese Distanz ein derart lichtschwaches Objekt im Hauptasteroidengürtel ausmachen zu können, sei in etwa so, „als würde man den Schuhabdruck eines Astronauten auf dem Mond sehen“, sagt Studienautor Thomas Müller vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching.

Fund löst Entfernungsproblem

Von der Erde sind solche Beobachtungen unmöglich, auch die Sehkraft eines Hubble Space Teleskops reicht bei Weitem nicht aus. Allein ein Kaliber wie das James Webb Teleskop stößt in diese Regionen vor – und selbst da braucht es offenbar eine gute Portion Glück. Denn der deutsche Astronom hat den Mini-Asteroiden letztes Jahr in Aufnahmen entdeckt, die eigentlich bloß für die Kalibrierung des James-Webb-Infrarotauges gemacht wurden.

Beim Durchforsten der kurz zuvor freigegebenen Daten „bin ich auf ein kleines Objekt gestoßen, das im Hintergrund seine Bahnen durch das Bildfeld zog“, erzählt der Astrophysiker im Ö1-Interview. Nach diesem Heureka-Moment habe er sogleich seine Kollegen in den USA kontaktiert, deren Reaktion: einhellige Begeisterung.

Das mag auch damit zusammenhängen, dass Müllers Fund ein grundsätzliches Problem der Asteroidenbeobachtung löst. Wenn so ein Himmelskörper im Blickfeld erscheint, kann es sich nämlich entweder um einen großen, weit entfernten Asteroiden handeln oder auch um einen kleinen, aber nah gelegenen. Die beiden Fälle sind nicht zu unterscheiden – es sei denn, man hat eine Methode zur Hand, die derlei Mehrdeutigkeiten durch ein absolutes Maß ersetzt.

Und genau das können Müller und sein Team nun anbieten: Laut der nun entwickelten Methode lassen sich Distanzen im Sonnensystem über die Infrarotstrahlung bestimmen. Je näher ein Asteroid an der Sonne vorbeifliegt, desto wärmer ist er. Diese Beziehung lässt sich sozusagen als kosmisches Lineal einsetzen, wie Müller nun nachgewiesen hat.