Forscherinnen und Forscher der Universität Helsinki untersuchten Skelettreste von 24 Personen, die an Ausgrabungsstätten im heutigen Rumänien, Bulgarien und Ungarn gefunden wurden. Dabei fanden sie Zeichen für körperliche Belastung durch Reiten – möglicherweise der früheste Nachweis für die Verwendung von Pferden als Reittiere.
Die Funde schließen eine wichtige Lücke zwischen den ersten Belegen für die Domestizierung von Pferden – wahrscheinlich zur Fleisch- und Milchgewinnung – vor etwa 5.500 Jahren und dem ersten Einsatz von mit Pferden bespannten Streitwagen vor etwa 4.000 Jahren.
Pferde als Reittiere zu nutzen, erleichterte es, große Entfernungen zu überwinden, und vereinfachte Erforschung, kulturellen Austausch und Handel, ebenso wie Kriegsführung und Migration. Wann der Mensch das Pferd erstmals als Transportmittel nutzte, war bisher unklar. Gebisse, Leinen und andere Reitausrüstungen sind in antiken archäologischen Stätten nur selten erhalten geblieben, und der Mangel an gut erhaltenen Skeletten von domestizierten Pferden erschwerte die Analyse von Spuren an den Tieren.
Sechs Anzeichen für langjähriges Reiten
Das Forschungsteam um Martin Trautmann von der Universität Helsinki suchte daher nun bei menschlichen Überresten nach Anzeichen für das Reiten von Pferden. Für ihre Untersuchung entwickelten die Forscherinnen und Forscher eine Reihe von sechs spezifischen Merkmalen, darunter Veränderungen und Brüche insbesondere der Oberschenkel-, Wirbel- und Beckenknochen, die typischerweise bei langjährigen Reiterinnen und Reitern entstehen.
Von den 24 untersuchten Personen der Jamnaja-Kultur sowie benachbarter Kulturen wiesen neun mindestens vier der sechs Merkmale auf. Sie waren demnach wahrscheinlich regelmäßig geritten. Bei fünf dieser neun Personen zeigten sich fünf der sechs Merkmale und ein gut erhaltenes Skelett aus Strejnicu, Rumänien, wies sogar alle sechs Merkmale auf.
„Zusammengenommen liefern unsere Ergebnisse ein starkes Argument dafür, dass das Reiten für einige Jamnaja-Menschen bereits vor rund 5.000 Jahren eine übliche Aktivität war“, heißt es in der Studie, die nun im Fachjournal „Science Advances“ veröffentlicht wurde.