Polarstern im Bellingshausenmeer, Jänner 2023
Alfred-Wegener-Institut / Daniela Röhnert
Alfred-Wegener-Institut / Daniela Röhnert

Antarktis: Meereisbedeckung so gering wie nie

Die Meereisausdehnung in der sommerlichen Antarktis hat ein neues Rekordminimum erreicht. Satellitendaten zeigten, dass um den 19. Februar nur eine Fläche von rund zwei Millionen Quadratkilometern des Südlichen Ozeans von Meereis bedeckt gewesen sei, sagte Lars Kaleschke, Meereisexperte am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI), jetzt.

Elf Tage zuvor war mit 2,2 Millionen Quadratkilometern bereits der tiefste Stand seit Messbeginn im Jahr 1979 verzeichnet worden. Wie erwartet sei anschließend der Rückgang im Laufe der sommerlichen Schmelzperiode weitergegangen. Damit sei das bisherige Minimum vom 24. Februar 2022 (2,27 Mio. Quadratkilometer) nun erneut unterschritten worden.

Die Meereisbedeckung in der Antarktis erreicht im Jahresverlauf im September oder Oktober ihren Höhepunkt und im Februar ein Minimum. In einigen Regionen entlang des antarktischen Kontinents schmilzt das Meereis im Sommer komplett ab. Das kalte Wasser rund um die Antarktis ermöglicht im Winter dann wieder eine schnelle Meereisneubildung.

Vergleich der mittleren Eisausdehnung in der Antarktis im Jänner 2023 gegenüber 2022, dem Jahr der bisherigen niedrigsten Eisausdehnung in diesem Monat
AWI/meereisportal.de

Starker Einfluss auf globales Klima

Bei maximaler Ausdehnung beträgt die Meereisbedeckung in der Antarktis im langjährigen Mittel nach Angaben des AWI bis zu 20 Millionen Quadratkilometer. Sie schrumpfe gewöhnlich auf rund drei Millionen Quadratkilometer. In diesem Jahr zeige das Meereis in der Antarktis jedoch bereits den gesamten Jänner über seine niedrigste jemals gemessene Ausdehnung für diesen Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen.

Polarstern im Bellingshausenmeer, Jänner 2023
AWI/James Kirkham
Blick vom Forschungsschiff „Polarstern“ im Jänner 2023

Ob die Negativrekordwerte 2022 und 2023 einen statistisch signifikanten Trend einläuteten, sei noch unklar, sagte Kaleschke. Dafür seien weitere Daten aus den nächsten Jahren erforderlich. Allerdings gehe die Entwicklung weitgehend mit dem einher, was Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Klimamodellen für die Antarktis berechnet hätten. Die Antarktis habe einen noch stärkeren Einfluss auf das globale Klima als die Arktis, daher seien die Veränderungen dort besonders relevant.