Pensionistenpaar auf einer Bank in der Sonne, von hinten
APA/dpa/Stephan Scheuer
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Lebenserwartung

Auch Männer profitieren von Gleichstellung

Von der Gleichstellung von Frauen profitieren auch Männer: Wie eine weltweite Studie zeigt, trägt Gleichberechtigung dazu bei, dass sowohl Frauen als auch Männer länger leben. Besonders die Bildung ist ein entscheidender Faktor.

Die Lebenserwartung eines Menschen wird von verschiedenen Einflussfaktoren bestimmt: Lebens- und Arbeitsbedingungen, Einkommen sowie Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung etwa. Diese Faktoren seien weltweit häufig „mit geschlechtsspezifischen Unterschieden behaftet“, so die Studienautorin, Cat Pinho-Gomes vom Londoner George Institute for Global Health in einer Aussendung.

Die Studie, die im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März im Fachjournal „PLOS“ veröffentlicht wurde, deutet darauf hin, dass mehr Geschlechtergerechtigkeit und die Stärkung von Mädchen und Frauen dazu beitragen kann, die Lebenserwartung aller Menschen zu erhöhen. „Wenn Länder größere Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter machen und Frauen die Möglichkeit haben, stärker am politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben teilzunehmen, profitiert die gesamte Gesellschaft davon“, so Pinho-Gomes.

Bildung als Schlüsselfaktor

Für die Studie wendete das Forschungsteam einen abgeänderten Global Gender Gap Index (GGGI) auf 156 Länder an. Der GGI wurde vom Weltwirtschaftsforum (WEF) zur Quantifizierung der Geschlechterlücke entwickelt. Er misst den aktuellen Stand und die Entwicklung der Geschlechtergleichheit. Das Forschungsteam untersuchte den Zusammenhang zwischen einer längeren Lebenserwartung und den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Politik. Besonders im Bereich Bildung war der Zusammenhang stark ausgeprägt – sowohl bei Frauen als auch bei Männern.

Das deute darauf hin, so Pinho-Gomes, dass „Investitionen in die Bildung von entscheidender Bedeutung sind, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen vielen Mädchen der Zugang zur Bildung verwehrt bleibt und die Ressourcen begrenzt sind“.

Insgesamt war im Jahr 2021 jeder zehnprozentige Anstieg des Index mit einem Anstieg von 4,3 Monaten in der Lebenserwartung bei Frauen und 3,5 Monaten bei Männern verbunden. Zwischen einzelnen geografischen Regionen gab es zwar erhebliche Unterschiede, aber: „Selbst in Ländern mit hohem Einkommen, in denen in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bei der Beseitigung von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern erzielt wurden, können sich Investitionen in die Gleichstellung der Geschlechter positiv auf die Lebenserwartung auswirken, insbesondere für Männer“, so Pinho-Gomes.

Bewusstsein in Österreich gering

Laut dem jüngsten Bericht des Weltwirtschaftsforums bremsen weltweite Ereignisse wie die steigenden Lebenshaltungskosten, Coronavirus-Pandemie, Klimakrise sowie Kriege Fortschritte auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit. In Österreich ist das Bewusstsein für eine Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in Bezug auf soziale, politische und wirtschaftliche Rechte unterdurchschnittlich ausgeprägt. Das geht aus einer aktuellen Vergleichsstudie des Instituts Ipsos hervor.

Stärker ist in Österreich laut der Studie die Einstellung vertreten, dass von Gleichstellung vor allem Frauen profitieren. Fast die Hälfte der Männer (46 Prozent) ist darüber hinaus der Meinung, dass die Förderung der Gleichstellung von Frauen bereits so weit fortgeschritten ist, dass dadurch Männer diskriminiert werden.