Ein Mädchen liegt im Bett und schaut auf ihr Handy
shangarey – stock.adobe.com
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Soziale Netzwerke

Angst ist effektiver als Hass

Negative Emotionen verbreiten sich über soziale Netzwerke besonders schnell, aber auch hier gibt es Abstufungen: Laut einer neuen Studie greift Angst schneller um sich als Hass.

Für die Studie hat ein US-amerikanisches Team 400.000 Posts, die Angst verbreiten sollen, und 700.000 Hassredebeiträge im sozialen Netzwerk „Gab“ analysiert. „Gab“ wurde gewählt, weil Beiträge mit hasserfüllter Sprache aufgrund der lockeren Moderation im Gegensatz zu anderen Plattformen nicht entfernt werden.

Der Aufbau von „Gab“ erinnert an Twitter: Es können Textbeiträge mit einer Länge von bis zu 3.000 Zeichen gepostet werden. Diese Beiträge können geteilt werden, und es ist möglich, andere Nutzerinnen und Nutzer zu erwähnen und damit die Verbreitung zu beschleunigen. „Gab“ wurde 2021 genutzt, um den Sturm auf das US-Kapitol zu planen. In die Studie sind auch Daten von Twitter eingeflossen. Die Moderation dort ist strenger, Beiträge, die gegen die Richtlinien verstoßen, werden entfernt.

Angstrede im Vergleich zu Hassrede

Das Ziel von „fear speech“, also Angstrede, ist es, Angst vor bestimmten Minderheiten zu verbreiten – etwa indem Aussagen veröffentlicht werden, die auf falschen Behauptungen aufbauen. Außerdem beinhalten diese Posts oft Links zu Webseiten, die weitere Fehlinformationen bis hin zu Verschwörungstheorien beinhalten.

Beiträge mit Angstrede werden auf „Gab“ öfter gelikt und geteilt als Hassrede-Posts. Außerdem haben Nutzerinnen und Nutzer, die viele Inhalte mit dem Ziel posten, Angst zu verbreiten, meistens mehr Followerinnen und Follower als solche, die häufig hasserfüllte Beiträge posten. Menschen, die „fear speech“ veröffentlichen, erwähnen darin oft andere Nutzerinnen und Nutzer. Personen, die Hassrede auf der Plattform verbreiten, tun das nur selten.

Unter dem Radar

„Fear speech“ kommt neben „Gab“ auch in anderen sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter vor. Während Hassrede dort mit Moderationssystemen meistens schnell und effektiv entfernt wird, erkennen diese Systeme Angstrede jedoch nicht. Das liegt daran, dass bei diesen Beiträgen oft auf abwertende Sprache verzichtet wird. Außerdem sind sie meist subtiler gestaltet, weshalb die Algorithmen der Moderationssysteme Angstrede-Posts nicht von normalen Posts unterscheiden können.

Laut dem Forschungsteam ist es notwendig, Maßnahmen gegen die Verbreitung von „fear speech“ in sozialen Medien zu ergreifen, weil Angst genauso wie Hass zu Radikalisierung führen kann.