Junge Frau sitzt erschöpft am Schreibtisch
StockPhotoPro – stock.adobe.com
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Long Covid nach Omikron-Infektion seltener

Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 führt viel seltener zu Long Covid als die Variante, die zu Beginn der Pandemie zirkuliert ist. Das zeigt eine Studie aus der Schweiz mit Daten von rund 1.200 Beschäftigten im Gesundheitswesen.

Das meiste Wissen zum Risiko für lang anhaltende CoV-Symptome stamme bisher „von Personen, die sich relativ früh in der Pandemie infiziert haben, noch bevor die Omikron-Variante gegen Ende 2021 auftauchte“, sagt der Infektiologe Carol Strahm vom Kantonsspital St. Gallen. Mit einem Team hat er deshalb nun Daten ausgewertet, die bis zum Vorjahr gesammelt wurden.

Müdigkeit bis Geruchsverlust

Die Forscherinnen und Forscher bewerteten die Häufigkeit von Long-Covid-Symptomen bei medizinischem Personal, das mit dem Wildtyp des Coronavirus, der Omikron-Variante (BA.1) oder beiden infiziert war, und verglich diese mit der Häufigkeit bei nicht infizierten Personen. Dazu befragten und untersuchten sie rund 1.200 Beschäftigte im Gesundheitswesen – 80 Prozent davon Frauen -, die zwischen Juni und September 2020 rekrutiert wurden.

In regelmäßigen Abständen wurden sie auf eine Infektion getestet, außerdem machten sie Angaben zu ihrem Impfstatus und möglichen Long-Covid-Symptomen. Am häufigsten berichteten sie vom Verlust des Geruchs- bzw. Geschmackssinns, von Müdigkeit, Schwäche, Burnout, Erschöpfung und Haarausfall.

Große Unterschiede zwischen Varianten

Die Ergebnisse der Studie werden Strahm und sein Team beim Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) Mitte April in Kopenhagen vorstellen. Die Kernaussagen fasste der Infektiologe aber schon zuvor in einer ECCMID-Aussendung zusammen: Personen, die mit dem ursprünglichen Wildtypvirus infiziert waren, meldeten demnach ein halbes Jahr nach der Infektion bis zu zwei Drittel häufiger Long-Covid-Symptome als nicht Infizierte. Nach zwei Jahren litt immer noch ein Drittel häufiger unter Symptomen.

Aber: Jene, die sich zuerst mit der Omikron-Variante ansteckten, berichteten nicht häufiger über Long-Covid-Symptome als nicht Infizierte. Warum das so ist, ist nicht ganz klar, Strahm spekuliert aber mit einer Kombination zweier Phänomene. Einerseits verursache die Omikron-Variante seltener schwere Verläufe als das Wildtypvirus – „und wir wissen, dass Long Covid häufiger nach schwerer Krankheit auftritt“. Andererseits sei 2022 die allgemeine Immunität schon größer gewesen.

Gute Nachricht mit Einschränkung

Die Analyse ergab auch, dass eine doppelte Infektion – also erst mit dem Wildtyp und dann mit Omikron – das Risiko für Long Covid gegenüber einer einmaligen Wildtypinfektion nicht erhöhte. Ebenso hatte eine Impfung keinen Einfluss auf das Risiko von Long-Covid bei denjenigen, die Omikron nach dem Wildtypvirus hatten.

Da die Omikron-Variante weltweit nach wie vor dominiert, seien die Daten aus der Schweiz eine gute Nachricht, betont Strahm, schränkt aber ein: „Die Teilnehmer unserer Studie waren hauptsächlich gesunde, junge und geimpfte Frauen. Die Ergebnisse in einer kränkeren, älteren und/oder ungeimpften Bevölkerung könnten unterschiedlich sein."